Athen (rad-net) - Miriam Welte und Kristina Vogel sind Weltklasse: Weltmeisterinnen, Olympiasiegerinnen. In Rio werden sie sicherlich zum engeren Favoritenkreis gehören und peilen ihren zweiten Olympiasieg nach London 2012 an.
Wenn sie eines Tages ihre Karrieren beenden, muss dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) um die Zukunft aber nicht bange sein, denn ihre Nachfolgerinnen stehen schon bereit: Doreen Heinze ist bereits dem Junioren-Alter entwachsen und will sich in der Elite-Klasse etablieren. Im letzten Jahr wurde sie Welt- und Europameisterin im Teamsprint an der Seite von Emma Hinze, die in diesem Jahr noch in der Juniorenklasse startet und mit Pauline Grabosch eine neue Partnerin gefunden hat, mit der sie international weiter auf der Erfolgswelle schwimmt. Beide haben bei der Junioren-EM in Athen die Konkurrenz klar distanziert.
Emma Hinze hatte bereits im Vorfeld der EM Maßstäbe gesetzt, war mit vier Goldmedaillen im Sprint, Zeitfahren, Teamsprint und Keirin erneut erfolgreichste Teilnehmerin der Deutschen Meisterschaft. Und sie setzte diese Erfolgsserie in Athen fort: Auch international war keine besser als die Hildesheimerin: Gold im Sprint, 500-Meter-Zeitfahren, Teamsprint (mit Pauline Grabosch) und im Keirin. Die Silbermedaille in den Einzelzdisziplinen Sprint und Zeitfahren ging an Pauline Grabosch.
«Die vier DM-Titel haben mein Selbstvertrauen für diese Europameisterschaft gestärkt. Auf der Olympiabahn in Athen lief es super. Dass ich alle vier Titel gewinnen würde, damit hätte ich aber doch nicht gerechnet», freute sich Hinze nach der Siegerehrung im Keirin. Sie und Grabosch könnten eine neue Ära nach Vogel/Welte einläuten.
Emma Hinze ist gebürtige Hildesheimerin, doch zog es sie in diesem Jahr nach Cottbus zum RSC, weil sie dort bessere Trainingsbedingungen vorfindet. Der Olympiastützpunkt in Brandenburg gilt als Talentschmiede der deutschen Bahnasse, speziell im Sprintbereich.
Die ein Jahr jüngere Grabosch stammt aus Bottmersdorf bei Magdeburg und fährt für den vom RSV Osterweddingen. Trainiert wird sie aber von Frank Ziegler in Kaiserslautern. Dort besucht sie auch das Heinrich-Heine-Sportgymnasium. Ziegler hatte sie als Schülerin bei den deutschen Omnium-Meisterschaften in Köln entdeckt und sagt über Grabosch: «Sie ist von ihren physischen Voraussetzungen sehr talentiert. Außerdem ist sie eine sehr intelligente Sportlerin, die sehr zielstrebig ist und einen sehr starken Willen hat.»
Grabosch liebt den Radsport. Zu dem sie aber eigentlich nur kam, weil sie als frühere Leichtathletin Probleme mit den Knien bekam. Aber Grabosch bleibt vielseitig, geht gern schwimmen, verbringt viel Zeit mit ihrem Collie Patrick und liebt Fremdsprachen. Neben Englisch und Französisch steht auch Chinesisch auf ihrem Stundenplan. Oft ist sie bei Trainer Frank Ziegler zu Hause, trainiert mit dessen Stieftochter Miriam Welte, die zusammen mit Kristina Vogel Vorbilder sind. «Miriam und Kristina sind für mich große Vorbilder von denen ich unmittelbar lernen kann. Sie geben mir viele Tipps», sagt Grabosch.
Konkurrenzdenken ist den deutschen Sprinterinnen fremd. Sie verstehen sich. Und der BDR muss sich keine Sorgen darüber machen, wie es nach Rio im Sprinterbereich der Frauen weitergeht.