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Ruben Plaza Molina konnte sich den Sieg auf der 16. Etappe sichern. Foto: Kim Ludbrook
20.07.2015 19:05
Außenseiter gewinnt erste Alpenetappe - Geschke Vierter

Gap (dpa) - Ein spektakulärer Sturz des Froome-Helfers Geraint Thomas die Böschung hinunter und ein Außenseitersieg des Spaniers Ruben Plaza Molina haben auf der 16. Etappe der 102. Tour de France für eine spannende Schlussphase gesorgt.

Im Ziel konnte Geraint Thomas nach seinem spektakulären Sturz schon wieder ein wenig lächeln. «Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Es war eine enge Kurve, ich hab mich versteuert», sagte der Helfer von Spitzenreiter Chris Froome, nachdem er auf der halsbrecherischen Abfahrt bei Tempo 75 für einen der dramatischsten Momente bei der 102. Tour de France gesorgt hatte.

Für die sportlichen Schlagzeilen sorgte der Außenseiter Ruben Plaza Molina als Solosieger, während die Favoriten um Spitzenreiter Froome den anstehenden Ruhetag mit Bummeltempo etwas vorverlegt hatten und das Ziel mit 18:12 Minuten Rückstand erreichten. Starker Etappenvierter wurde der Berliner Simon Geschke.

Als die Ausreißer längst im Ziel waren, ereignete sich die spektakulärste Szene des Tages. Thomas war auf der gefährlichen Abfahrt vom Col de Manse die Böschung hinunter gestürzt, den Zuschauern stockte der Atem. Aber der Brite stieg sofort wieder auf sein Rad und setzte seine Fahrt fort.

«Ein bisschen Kopfschmerzen, aber sonst alles okay» - mehr blieb bei Thomas vorerst nach dem Unfall nicht zurück. «Er ist ein harter Junge, ich habe keinen Zweifel, dass er in den Alpen wieder bereit sein wird», sagte Froome über seinen gestürzten Team-Kollegen, der vom fünften auf den sechsten Gesamtrang zurückfiel.

Nur auf den letzten 20 Kilometern mit dem Schlussanstieg und der gefährlichen Abfahrt wurde es für Froome noch einmal hektisch. Aber der kleine Nadelstich durch Vorjahressieger Vincenzo Nibali tat dem souveränen Spitzenreiter nicht weh. Der Italiener, der auf der Abfahrt attackierte, verringerte seinen Rückstand auf Froome auf 7:49 Minuten. «Jetzt kommen noch vier ernsthafte Etappen - das Rennen ist definitiv noch nicht vorbei», sagte Froome und sehnt sich nach dem Tour-Ende und dem zweiten Sieg nach 2013.

Der 35 Jahre alte Plaza Molina hatte sich am letzten Anstieg 18 Kilometer vor dem Ziel aus einer 23 Fahrer starken Spitzengruppe abgesetzt. Der Spanier widerstand den Verfolgern, allen voran Peter Sagan. Der Mann im Grünen Trikot riskierte auf der Verfolgung während der Abfahrt alles: Aber unter dem Strich blieb für Sagan wieder nur der zweite Platz.

Die Franzosen nennen den Slowaken in Anspielung an seine inzwischen fünf zweiten Plätze bei der 102. Tour «Monsieur Deuxième». Seine nervtötende Bilanz seit seinem letzten Tour-Etappensieg am 5. Juli 2013: zehnmal Zweiter, viermal Dritter.

Geschke nutzte auf der 201 Kilometer langen Tagestour nach Gap den «Freigang», den ihm sein Teamchef gewährt hatte. Bisher hatte Geschke exzellente - aber in der Endabrechnung erfolglose Arbeit - für den bisher glücklosen John Degenkolb geleistet. Trotz der gelungenen Vorstellung von Geschke bleibt das Giant-Alpecin-Team ohne Etappensieg.

Abgekämpft kauerte Geschke auf einer Kühlbox vor dem Teamwagen, aus seinem Bart tropfte der Schweiß. Als Belohnung für einen tapferen Auftritt auf der ersten Alpenetappe blieben dem unermüdlichen Berliner lediglich die Schulterklopfer seiner Betreuer. «Leider war ich wieder nur dicht dran. Ich warte weiter auf den perfekten Tag», sagte ein trauriger Geschke.

An der Spitze des Gesamtklassements gab es keine Veränderungen: Froome geht mit 3:10 Minuten Vorsprung vor dem Kolumbianer Nairo Quintana und 3:32 Minuten vor dem US-Profi Tejay van Garderen in den zweiten Ruhetag an diesem Dienstag.

Der Ärger Froomes über den unappetitlichen Urin-Angriff am Samstag ist inzwischen verraucht. Trotzdem ärgern den Briten die ständigen Verdächtigungen. «Die Wild-West-Zeiten der Tour von vor zehn oder fünfzehn Jahren sind vorbei. Deshalb sollten die Fahrer heute nicht mehr mit den selben Verdächtigungen verfolgt werden - der Radsport hat sich gewandelt», unterstrich der von Dauer-Misstrauen begleitete Träger des Gelben Trikots.

Für den dreifachen Etappengewinner André Greipel geht es in den anstehenden Tagen in den Alpen nur ums sportliche Überleben. Erst das Finale am kommenden Sonntag auf den Pariser Champs Elysées hat sich der 33 Jahre alte Lotto-Soudal-Kapitän wieder rot im Tour-Kalender angestrichen. Seinen insgesamt neunten Etappenerfolg hatte Greipel am Vortag sogar mit ein, zwei Gläschen Champagner feiern können.


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