Kufstein (dpa) - Auf der längsten Etappe der Deutschland-Tour schlug die Stunde der Sprinter aus der zweiten Reihe. Der Italiener Daniele Bennati feierte im Ziel der 3. Etappe in Kufstein nach 227,3 Kilometern den Sieg im Massensprint.
Der Außenseiter setzte sich gegen seinen Landsmann und Vortagessieger Filippo Pozzato und dem Erfurter Sebastian Siedler durch. Der Niederländer Bram Tankink, seit Beginn in Gelb, konnte sein Leader-Trikot vermutlich zum letzten Mal verteidigen. «Drei Tage in Gelb sind auch schön», sagte Tankink im Ziel in Kufstein.
Bennati profitierte davon, dass die Sprinter-Elite bei der Deutschland-Tour nicht am Start ist. Die Konkurrenz der schnellsten Männer für den letzten Kilometer ist sehr übersichtlich geworden, zumal auch noch der Australier Stuart O'Grady ausstieg. Der Etappen-Rekordsieger der Deutschland-Tour, Erik Zabel, bereitet sich auf Mallorca auf die Spanien-Rundfahrt vor.
Die Etappe, die im Regen gestartet wurde und im lang ersehnten Sonnenschein am Fuß der Alpen endete, stand lange im Zeichen eines Ausreißers. Der Venezolaner Unai Etxebarria hatte sich nach 53 Kilometern aus dem Staub gemacht und erarbeitete sich einen Maximalvorsprung von 15:40 Minuten. Aber 25 Kilometer vor dem Ziel war seine Flucht beendet. Auf den letzten zehn Kilometern hatte es auch Fabian Wegmann (Münster) mit einer Flucht versucht. Sie scheiterte, immerhin konnte er sich wieder über das Bergtrikot freuen, das er schon bei der Tour de France für einen Tag tragen durfte
Auf der 4. Etappe wird eine Vorentscheidung der Rundfahrt erwartet, die nächste Woche in Bonn endet. Vor dem 14,6 Kilometer langen Schlussanstieg ins Tiroler Skiparadies Sölden zittern die meisten Fahrer. Der wie Ullrich erkältete Berliner Jens Voigt wünschte sich für die Königsetappe «Schneefall ab 1300 Meter, so das wir nicht hoch müssen».
Der ortskundige Österreicher Georg Totschnig, Tour de France-Etappensieger in Ax-3-Domaines in den Pyrenäen, Vorjahressieger Patrik Sinkewitz (Fulda), Jörg Jaksche (Ansbach), Cadel Evans (Australien) und der Tour-«Bergkönig» Mickael Rasmussen (Dänemark) werden die meisten Siegchancen in Sölden zugetraut. «Ich rechne mir nichts aus, weil wir Totschnig für das Gesamtklassement haben, und ich für ihn arbeiten werde», sagte Wegmann.
Ullrich muss sehen, wie viel Kraft er durch seine knapp überstandene Erkältung verloren hat. «Ich glaube, er wird eine gute Rolle spielen. Er kommt mir dünner als bei der Tour de France vor. Das spricht für eine gute Vorbereitung», sagte sein Ex-Team-Kollege Jaksche, der in spanischen Diensten bei Liberty Seguros fährt und sich am Vortag in Bodenmais in Superform präsentierte. Er liegt auf Rang drei im Gesamtklassement 17 Sekunden hinter Tankink am aussichtsreichsten der Topfavoriten.
«Das Wetter scheint sich langsam zu machen. Hoffentlich wird es jetzt endlich ein bisschen wärmer», sagte Ullrich nach der 3. Etappe, die ihn wegen des hohen Tempos Kraft kostete: «Die Beine tun weh.»