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Lance Amstrong zeigt bei der Tour de France wieder seine große Willensstärke.
08.07.2009 13:13
Auch ohne Gelbes Trikot: Armstrong spielt Chef

Perpignan (dpa) - Lance Armstrong spielt Chef - auch wenn sein scheinbar angestammter Platz auf dem Tour-Thron nach der 4. Etappe von Fabian Cancellara besetzt blieb. 22/100 Sekunden trennten den Rückkehrer nach vier Jahren Tour-Pause von seinem 84. Gelben Trikot.

Als Abgesandter seines siegreichen Astana-Teams trat er zum ersten Mal bei dieser Tour vor die Presse und verteilte erstmal schlechte Noten. Viele Journalisten seien nur dabei, um über Doping zu berichten, und der in Ruhestand geschickte frühere Tour-Direktor Patrice Leclerc, leidenschaftlicher Kritiker Armstrongs, bekam auch eins mit. «Als Chef hatte er seinen Laden in den vergangenen drei Jahren ja wohl auch nicht so im Griff», maulte der Texaner und meinte die positiven Dopingfälle der jüngeren Vergangenheit.

Nach dem kleinen Rundumschlag konzentrierte er sich auf das Sportliche und beschrieb aus seiner Sicht die ins Wanken geratene Hierarchie im Team zwischen Alberto Contador und ihm. «Es gibt bei uns zwei Typen von Kapitänen. Einen, der der stärkste Fahrer ist, und einen, der aufgrund seiner Erfahrung, seines Alters und seiner Anerkennung diese Rolle beansprucht.» Hoffentlich hat sein spanischer Team-Kollege, der sich durch die Attacke vor La Grande-Motte nicht ganz zu Unrecht etwas gemobbt fühlte, den Diskurs verstanden. Immerhin konnte Armstrong Contador nach den beiden wichtigen Etappen drei und vier auf einen taktischen Geniestreich verweisen: «Einige der als Favoriten Gestarteten können eigentlich schon nach Hause fahren.» Gemeint waren Denis Mentschow, Cadel Evans und vielleicht auch Vorjahressieger Carlos Sastre.

Trotz des starken Auftakts gibt die wahre Form Armstrongs, der bis zu seiner Comeback-Erklärung im September 2008 gut drei Jahre im Radsport-Ruhestand verbracht hat, noch Rätsel auf. Die erste Pyrenäen-Etappe wird auf dem Weg nach Andorra-Arcalis, wo Jan Ullrich 1997 sein erstes Gelbes Trikot holte und es bis Paris getragen hat, Klarheit bringen. Ehemalige Toursieger und andere kompetente Begleiter im Tross trauen Armstrong seinen achten Gesamtsieg nicht zu.

«Die richtigen Schwierigkeiten haben noch nicht begonnen. Was wir bisher wissen, ist, dass er im Flachen stark ist», sagte der fünffache und letzte französische Toursieger Bernard Hinault. Er hatte 1986 mit Greg LeMond das letzte streitbare Kapitäns-Duo in einem Team gebildet und als Älterer in der Endabrechnung den Kürzeren gezogen. «Ich glaube nach wie vor, dass Armstrong die Tour nicht gewinnen kann. Dazu muss man in den Bergen der Stärkste sein», erklärte Ullrichs Vorgänger Bjarne Riis. Columbia-Teamchef Rolf Aldag attestierte dem Texaner alte, mentale Stärke, ist aber skeptisch, «ob die Physis reicht».

Nach dem denkbar knapp verpassten Sprung an die Spitze versuchte sich Armstrong, der sich vor dem Zeitfahren mit Musik der Heavy-Metall-Pioniere «Iron Maiden» heiß gemacht hatte, mit dem Blick in seinen Kleiderschrank zu trösten. «Ich habe so viele Gelbe Trikots zu Hause», sagte er nach dem Kampf gegen die Uhr, an dem der Big Boss nichts auszusetzen hatte: «Wir haben alle das Maximum gegeben. Wir hatten keine technischen Probleme, taktisch lief alles wie am Schnürchen. Wir haben nirgendwo eine Sekunde liegen lassen. Schneller hätten wir nicht fahren können.»


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