Colorado Springs (dpa) - Die Entscheidung im Dopingfall Armstrong verzögert sich erneut. Der Welt-Radsportverband UCI kann erst in der dritten Oktoberwoche mit der schriftlichen Urteilsbegründung der US-Anti-Doping-Agentur USADA rechnen.
«Wir gehen davon aus, die Unterlagen nicht später als 15. Oktober zu versenden», sagte USADA-Sprecherin Annie Skinner der Nachrichtenagentur Reuters. Die UCI hat nach Erhalt der Akten 21 Tage Zeit, ihr Urteil zu fällen. Ursprünglich sollte die UCI bis Ende September unterrichtet sein.
Verbandschef Pat McQuaid hatte bereits mehrmals signalisiert, die Strafen - lebenslange Sperre gegen Lance Armstrong plus Aberkennung aller sieben Tour-de-France-Siege zwischen 1999 und 2005 - zu akzeptieren. Die Rückgabe sämtlicher Gelben Trikots hatte auch die französische Sportministerin Valerie Fourneyron gefordert.
Der 41-jährige Armstrong hatte darauf verzichtet, der USADA-Verurteilung zu widersprechen. Das wertete John Fahey, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, als Schuldeingeständnis des Texaners, der Manipulationen weiter bestreitet. Ihm werden die Einnahme von und der Handel mit Dopingmitteln über mehrere Jahre vorgeworfen.
Für einen anderen Weg hatte sich der mitangeklagte Mentor und Regisseur der Armstrong-Toursiege, Johann Bruyneel, entschieden. Der belgische RadioShack-Teamchef legte Widerspruch gegen die USADA-Anschuldigungen ein und muss demnächst vor einem Schiedsgericht erscheinen.
Die Erschütterungen, die die in den USADA-Ermittlungen zutagegetretenen Ergebnisse auslösen würden, seien «30 mal heftiger als alles, was aus bisherigen Ermittlungen oder Buch-Veröffentlichungen» bekannt war, hatte USADA-Chef Travis Tygart zu Wochenbeginn in der «L'Équipe» prophezeit.
Zuletzt hatte Armstrongs Ex-Teamkollege Tyler Hamilton in seinem Buch «The Secret Race» detailliert dargelegt, wie Armstrong und seine Mannschaftskollegen gedopt haben sollen. Außerdem soll sich der charismatische Seriensieger in Dopingfragen unter einem speziellen UCI-Schutzschirm bewegt haben. Dem Vorwurf, positive Armstrong-Proben vertuscht zu haben, widersprach McQuaid heftig.