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Lance Armstrong tritt beim Einzelzeitfahren kräftig in die Pedalen.
21.07.2004 21:55
Armstrong triumphiert in L'Alpe d'Huez - Ullrich Zweiter

L'Alpe d'Huez (dpa) - Lance Armstrong hat die Tour de France im Würgegriff. Bei der erneuten Demonstration seiner atemberaubenden Überlegenheit gelang dem Texaner beim Volksfest in L'Alpe d'Huez der Doppelschlag.

Nach seinem Etappensieg am Vortag, der ihm das Gelbe Trikot gebracht hatte, feierte Armstrong beim erstmalig ausgetragenen Zeitfahren von Bourg d'Oisans in die 1850 Meter hoch gelegene Skistation den zweiten Tageserfolg innerhalb von 24 Stunden. Zweiter und Dritter beim Armstrong-Festival wurden Jan Ullrich und Andreas Klöden, die sich damit die Hoffnungen auf das Podium in Paris erhielten.

Ullrich war trotz der 61 Sekunden Rückstand mit seiner Leistung zufrieden. «Ich hoffe, dass ich allen Kritikern gezeigt habe, dass ich noch Rad fahren kann», sagte der Olympiasieger von Sydney. Er sei «sehr, sehr traurig, dass ich zu Beginn der Tour krank gewesen bin». Er gratulierte Armstrong schon vier Tage vor dem Finale auf den Champs Elysees zum sechsten Toursieg: «Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, in der Tour-Geschichte sechs Mal zu gewinnen. Lance ist wirklich unschlagbar.»

Armstrongs im Gesamtklassement schärfster Verfolger Ivan Basso zollte Tribut für seine Anstrengungen der letzten Tage und verlor 2:23 Minuten auf Armstrong, der den Italiener 3000 Meter vor dem Ziel überholte. Insgesamt feierte der fünffache Toursieger einschließlich Mannschafts-Zeitfahren seinen vierten diesjährigen Etappensieg. Im Gesamtklassement liegt Armstrong jetzt 3:48 Minuten vor Basso, 5:03 vor Klöden und 7:55 vor Ullrich. Armstrong war besonders glücklich, den gefährlichen Ritt durch die Menschenmassen unbeschadet gemeistert zu haben: «Es war keine gute Idee, hier ein Zeitfahren auszutragen. Dafür war es zu gefährlich, zudem waren viele deutsche Fans an der Strecke. Ich hatte Angst.»

Jan Ullrich (40:42 Minuten), der Armstrong auf dem Weg zu seinem sicher scheinenden sechsten Erfolg in Paris auf der ersten Alpen-Etappe am Vortag mit einer überraschenden Attacke etwas aus dem Rhythmus bringen wollte, verlor in L'Alpe d'Huez auf Rang zwei 1:01 Minuten auf Armstrong. Der Kapitän des US Postal-Teams brauchte für die 15,5 Km lange Strecke 39:41 Minuten. Damit verfehlte er den Rekord des im Februar verstorbenen Marco Pantani von 1997 (37:35) um über zwei Minuten. Nach Polizeischätzungen säumten rund 500 000 Menschen den Anstieg mit den 21 Kehren.

Armstrong, der die Prestige-Etappe im größten Sportstadion der Welt in L'Alpe d'Huez bereits 2001 gewonnen hatte, startete in einem eher verhaltenen Tempo und lag nach 1,5 Km drei Sekunden hinter Ullrich. Nach 9,5 km hatte sich das Bild gedreht: Armstrong, der den 61. Tag in seiner Karriere in Gelb fuhr, lag bereits 40 Sekunden vor Ullrich und baute seinen Vorsprung weiter aus. Vor der Tour hatte der Perfektionist das Terrain der 16. Etappe im Training zehn Mal bewältigt.

«Das waren unvergessene Momente. Diese Begeisterung, diese Zuschauermassen - ich hatte Gänsehaut», beschrieb Tour-Neuling Ronny Scholz aus Cottbus seine Eindrücke auf dem mythischen Tour-Berg. Für Ullrich hatte der Aufstieg inmitten der feiernden Fans mit einer Schrecksekunde begonnen, als ihn ein Zuschauer mit einem Schlag aufs Hinterteil kurz aus dem Tritt gebracht hatte. Nur 7,5 der 15,5 Km waren durch Gitter am Straßenrand abgesperrt.

Anders als viele andere Fahrer konnte sich Jens Voigt an der Euphorie der Zuschauer nicht erfreuen. «Ich bin als Judas beschimpft worden. Das hat mich sehr, sehr getroffen.» Hintergrund der unqualifizierten Anwürfe: Die ARD hatte Voigt am Vortag hart kritisiert und ihm vorgeworfen, in erster Linie dafür gesorgt zu haben, dass Armstrong die Ullrich-Attacke kontern konnte.

Im Fernseh-Interview beschwerte sich der wortgewaltige Berliner über 'einseitige' Berichterstattung am Vortag, die ihm sehr geschadet habe. Nach den ersten kritischen Worten Voigts blendete ihn das ZDF aus. Der Leiter des ZDF-Redaktionsteams, Peter Kaadtmann, wies darauf hin, dass dies «nicht geplant war», sondern auf einen «bedauerlichen Kommunikationsfehler» zurückzuführen sein, «über den wir uns selbst am meisten ärgern». Das Interview soll am 22. Juli in der ARD in voller Länge zu sehen sein.


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