New York (dpa) - Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnete ihn als «außergewöhnlichen Menschen», und mehrere hundert Gäste im «Metropolitan Ballroom» des New Yorker Sheraton Hotels sahen das wohl auch so. Sie spendeten Lance Armstrong begeistert Beifall.
Er wolle 2009 wieder Radrennen fahren, um so den Kampf gegen Krebs weltweit ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Das war Armstrongs Bühne und die perfekte Show: Ein Mann im medialen Mittelpunkt, mitten in Manhattan. Bei seinem ersten großen öffentlichen Auftritt nach seinem Karriere-Ende 2005 hatte er gleich wieder alles im Griff.
Der 37-Jährige hatte sich ganz bewusst die Weltkonferenz der Clinton-Stiftung ausgesucht, um über sein Comeback und seine Krebs- Kampagne zu plaudern. «Es passiert nicht sehr oft, dass jemand die Chance bekommt, seinen Rücktritt vom Rücktritt zu erklären und zu sagen: ich vermisse das. Aber wir glauben, dass Rennen auf der ganzen Welt zu fahren, der beste Weg ist, unsere Kampagne voranzutreiben», betonte Armstrong, umrahmt von Clinton und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, die er beide «langjährige und gute Freunde» nannte.
«22 000 Menschen sterben täglich an Krebs, der Kampf gegen die Krankheit muss weltweit Priorität haben», forderte der Texaner, der 1996 an Hodenkrebs erkrankt war. Dafür, dass er sich nie als Opfer gesehen, sondern angefangen habe, etwas für eine bessere Zukunft zu tun, bewundere er ihn, betonte Clinton.
Das Thema Doping stand bei allen Lobpreisungen nicht auf der Tagesordnung. Kuschelkurs statt Konfrontation. Knapp zwei Stunden nach seinem Auftritt im großen Ballsaal trat Armstrong erneut vor die Mikrofone. Diesmal war der Raum kleiner, das Interesse jedoch erneut riesig. Mehr als 100 Vertreter internationaler Medien und Gesundheitsorganisationen wollten Details und Hintergründe über seine künftigen Auftritte als «radelnder Krebs-Kämpfer» erfahren. «Ich stehe jedem für Tests zur Verfügung, jeder kann meine Werte im Internet nachlesen», versicherte Armstrong.
Mit einem derartigen Andrang hatte selbst ein Medienprofi wie Armstrong nicht gerechnet. «Als ich 1998 mein erstes Comeback verkündet habe, waren nur fünf Leute da», bemerkte er und begann anschließend das Frage-Antwort-Spiel. Dabei gab er zu seinen sportlichen Zielen und zum möglichen Zweikampf mit Alberto Contador um die Kapitänsrolle bei seinem neuen Rennstall Astana genauso detailliert Auskunft wie zum Thema Doping, mit dem der siebenmalige Tour-de-France-Siege immer wieder in Verbindung gebracht wurde. Ein Teamkollege Armstrongs bei Astana wird Andreas Klöden sein - der frühere «Edelhelfer» von Jan Ullrich.