Berlin (dpa) - Beim Anti-Dopinggipfel des Radsports Ende Oktober soll über eine schnelle Einführung des Blutpasses entschieden werden.
Dieses Vorhaben ist nach Aussage des Vorsitzenden der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, Richard Pound, eines der Hauptthemen für den Gipfel in Paris.
Der des Dopings überführte Radprofi Patrik Sinkewitz will wie der inzwischen für ein Jahr gesperrte Jörg Jaksche als Kronzeuge aussagen. Das bestätigte sein Anwalt Michael Lehner, der auch Jaksche vertritt. Sinkewitz hofft, von der am 1. Januar 2008 in Kraft tretenden neuen Kronzeugenregelung der WADA profitieren zu können und ebenfalls mit einer kurzen Sperre von einem Jahr wegzukommen. Der von T-Mobile entlassene Profi muss in nächster Zeit vor der Staatsanwaltschaft Bonn aussagen und am 24. Oktober vor dem Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer.
In der Doping-Affäre um den früheren Radprofi Jan Ullrich ist die Bonner Staatsanwaltschaft nach einem Bericht des «Focus» auf «verdächtige Barabhebungen» gestoßen. Wie das Nachrichtenmagazin in seiner neuesten Ausgabe berichtet, soll der Tour-de-France-Sieger von 1997 in den Jahren 2005 und 2006 während seiner Saisonvorbereitungen «Beträge in fünfstelliger Höhe von seinem Schweizer Konto genommen» haben. Die Transaktionen sollen in zeitlicher Nähe zu der Medikamenten-Ausgabe liegen, die der spanische Doping-Arzt Eufemiano Fuentes für einen Sportler unter der Codeziffer 1 eingetragen hatte.
Die Ermittler vermuten Ullrich hinter dieser Ziffer. Es werde nun geprüft, ob Ullrich die mutmaßlichen Dienste des Spaniers in bar bezahlte. Um eventuelle Übereinstimmungen feststellen zu können, haben die Bonner Ermittler ihre Schweizer Kollegen um die Herausgabe beschlagnahmter Unterlagen eines Fuentes-Kontos in der Schweiz gebeten. Ullrich hat bisher jede Verbindung zu Fuentes abgestritten. Laut «Focus» belegen Reisedokumente, die die Doping-Fahnder beim früheren Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage sichergestellt hatten, jedoch das Gegenteil. Beide sollen «mindestens fünf Mal nach Madrid geflogen sein». Der Olympiasieger von Sydney, der am 26. Februar seine aktive Karriere beendet hatte, bestreitet jede Form von Doping.
Von Überweisungen an Fuentes hatte die Bonner Staatsanwaltschaft bereits am 13. September berichtet. Zum Jahresbeginn 2004 seien von einem Schweizer Konto Ullrichs 25 000 Euro für Fuentes an die Genfer Filiale der Hongkonger HSBC-Bank transferiert worden. Anfang 2006 soll es eine weitere Konto-Bewegung zur selben Bank, aber an eine andere Adresse, gegeben haben, die im Detail noch nicht zuzuordnen sei. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ullrich wegen Betruges zum Nachteil seines ehemaligen Arbeitgebers T-Mobile.
Der neue Blutpass, in dem die wichtigsten biologischen Parameter enthalten sind, soll ein wirksames Instrument beim Aufspüren von Betrügern werden. Der Pass soll bereits bis zur Tour de France 2008 eingeführt sein. Beim Anti-Dopinggipfel am 22. und 23. Oktober wird auf Initiative des französischen Sportministeriums gemeinsam mit der WADA und den Verantwortlichen des Radsports - UCI, nationale Verbände und Organisatoren - über Wege aus der Krise beraten. Die UCI arbeitet bereits seit Monaten an der Einführung des Blutpasses, mit dem man Indizien für Manipulationen aufspüren kann, noch bevor es einen positiven Dopingtest gab.