Hagen (rad-net) - Der italienische Amateurfahrer Stefano Cecchini könnte mit 38 einer der ältesten Neo-Profis aller Zeiten werden. Cecchini genießt den Titel «Italiens Strava-König» und hat bei dem Tracking-Dienst für Ausdauersportler die Zeiten der Profis für einige berühmte Anstiege des Landes geschlagen.
Der Haken: Stefano ist der Sohn von Skandalarzt Luigi Cecchini, der unter anderem die Dopingsünder Jan Ullrich, Tyler Hamilton und Thomas Dekker behandelte. Daher haben Profiteams nicht nur aufgrund von Stefanos Alter Vorbehalte gegenüber einer vorschnellen Verpflichtung. Cecchini hält unter seinem User-Namen «Cecco – LaBagarre.it» die Strava-Rekorde am Gavia und Rombo Pass und ist Zweitschnellster am Stelvio Pass hinter IAM-Cycling-Profi Marcel Wyss. Am Passo Giau war er lediglich eine Minute langsamer als Vincenzo Nibali beim Giro d’Italia. Zudem habe er erst 2011 mit dem Radsport angefangen.
«In den letzten drei Jahren habe ich zehn Gran Fondos gewonnen. Ich lebe bereits das Leben eines Profis. Wenn ich das nicht tun würde, hätte ich nicht eines dieser Rennen gewonnen. Vielleicht bin ich ein Idiot, so viel zu trainieren, sechs Tage die Woche und zusätzlich auf der Rolle, aber ich mag es einfach, so viel zu fahren», erklärte Cecchini gegenüber der Gazzetta dello Sport. Seine typische Woche bestünde aus rund 20 Stunden auf dem Rad, was 32.000 bis 33.000 Kilometern im Jahr entspräche.
«Alles begann diesen Sommer in Livigno. Ein WorldTour-Team, eines der größten, kontaktierte mich, nachdem sie meine Zeit am Giau gesehen hatten. Ich lag nur eine Minute hinter Nibali. Sie haben mich an drei Anstiegen gestestet, meine Daten notiert, doch dann wurde es ruhig, weil ihnen mein Nachname Angst gemacht hat. Nippo-Vini Fantini und Androni waren interessiert, doch sie hatten Angst, ihre Wildcard für den Giro zu verlieren. Zurzeit verhandle ich mit einem Pro-Continental und einem WorldTour-Team», so Cecchini weiter.
Der älteste WorldTour-Profi wird 2017 der 39-jährige Kanadier Svein Tuft (Orica-BikeExchange) sein. Zweiflern begegnet Stefano Cecchini gelassen. «Wenn mich jemand auf Doping anspricht, habe ich eine klare Antwort: Ich habe nichts zu verbergen. Sie können mich jederzeit testen.»