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Bjarne Riis hatte 2007 Doping-Praktiken in seiner Karriere gestanden. Foto: Nicolas Bouvy
03.07.2013 17:05
Affäre Riis weitet sich aus - Ex-Tour-Sieger reist ab

Kopenhagen (dpa) - Bjarne Riis hat sich rar gemacht - wieder einmal. Bereits seine Abwesenheit beim Grand Depart der 100. Tour de France auf Korsika hatte die Radsport-Branche verwundert.

Nach einer kurzen Stippvisite des Tour-Siegers von 1996 zog der Tross des Teams Saxo-Tinkoff um Mitfavorit Alberto Contador nun erneut ohne ihren allmächtigen Chef weiter Richtung Etappenziel Marseille. Sponsorengespräche sollen der Grund sein, heißt es im Umfeld des Teams. Gut möglich ist aber auch, dass weit tiefgreifendere Gründe für das Fehlen des Dänen verantwortlich sind.

Riis gerät in der Heimat zunehmend unter Druck. Die dänische Anti-Doping-Agentur ermittelt gegen den früheren Radstar. Und dabei soll der geständige Ex-Radprofi Michael Rasmussen seinen früheren Chef bei einer Befragung schwer belastet haben, wie die dänische Zeitung «Politiken» berichtet. Riis habe als Teamchef vollständige Kenntnis von den Dopingpraktiken in seinem Team gehabt, soll Rasmussen ausgesagt haben. Der 39-Jährige, der 2007 wegen falscher Angaben zu seinen Aufenthaltsorten als Träger des Gelben Trikots aus der Tour genommen worden war, wollte den Bericht nicht bestätigen. Rasmussen fuhr 2001 und 2002 unter Riis.

Ähnlich hatten sich zuvor schon Riis' frühere Fahrer Jörg Jaksche und Tyler Hamilton geäußert. Kronzeuge Jaksche hatte dem Dänen vorgeworfen, in seinem Team aktiv Doping gefördert zu haben. «Ich hatte vor einem Monat ein Gespräch mit der Anti-Doping-Agentur. Ich habe das bestätigt, was ich vorher schon gesagt habe. Es gab eine gewisse Doping-Systematik im Team. Man kam leicht an gefälschte Atteste für Synacthen und Kortison. Riis hat in seinem Team zumindest Doping geduldet», sagte Jaksche der Nachrichtenagentur dpa.

Hamilton sagte im Prozess um Dopingarzt Eufemiano Fuentes aus, dass er zwischen 2002 und 2004 Kunde des Mediziners gewesen sei und Riis den Kontakt hergestellt habe. Im Zuge der französischen Anti-Doping-Untersuchung war jüngst auch der frühere Weltmeister Laurent Jalabert unter Verdacht geraten. Der in Frankreich äußerst beliebte Ex-Radstar fuhr wie Rasmussen in den Jahren 2001 und 2002 unter Riis.

Immer mehr Namen, aber die gleichen Anschuldigungen. Riis, der sich stets als geläutert ausgegeben und zwischenzeitlich ein stolzes Anti-Doping-Programm in seinem Team propagiert hatte, gab sich zuletzt angesichts der Vorwürfe nur noch kleinlaut: «Die Leute haben ein Recht, meinen Ausschluss aus dem Sport zu fordern. Aber ich glaube, ich habe in den letzten Jahren viel für den Radsport getan und ich will das fortsetzen», sagte Riis am Montag dem Internetportal «cyclingnews».

Im Zuge des Telekom-Skandals hatte Riis 2007 ein Dopinggeständnis abgeliefert und die Einnahme des Blutdopingmittels EPO bei seinem Tour-Triumph 1996 eingestanden. Damals erklärte ihn die Tour-Organisation als er unerwünschte Person, hob den Bann aber in den Jahren danach wieder auf. Gut möglich, dass Riis nun selbst den Rückzug auf Raten vollzieht.


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