Gijon/Berlin (dpa) - Die drei Erstplatzierten der Tour de France sind nicht am Start, der Giro-Gewinner aus Italien fehlt ebenso: Die 58. Vuelta, die am 6. September in Gijon beginnt und nach 3295 Kilometern drei Wochen später in Madrid endet, verspricht mehr denn je, zur innerspanischen Angelegenheit zu werden.
Armstrong-Helfer Roberto Heras, Vorjahres-Gewinner Aitor Gonzalez, der nach langer Verletzung rekonvaleszente Oscar Sevilla und vielleicht sogar Jan Ullrichs Team-Kollege Luis-Angel Casero oder Francisco Mancebo gelten als aussichtsreichste Kandidaten für das Gelbe Trikot.
Das violette Trikot des Punktbesten strebt wie im Vorjahr Erik Zabel (Unna) an. Allerdings würde er einen solchen Erfolg, der ihm in Frankreich bei der Tour versagt blieb, gerne mit einem Etappensieg spicken. 2002 gelang ihm das nicht. Die Chancen stehen nicht schlecht, obwohl auch der vierfache Tour-Etappensieger Alessandro Petacchi am Start sein wird - und nach langem Hin und Her wohl auch Mario Cipollini. Der Weltmeister wollte erst gar nicht kommen, aber heftige Interventionen des Veranstalters gegen sein Team Domina Vacanze haben ihn wohl doch zum Umdenken bewogen. Letzte Gewissheit gibt es erst zum Vuelta-Auftakt, dem 30-km-Mannschaftszeitfahren.
Der Zeitpunkt und ein Etappenplan mit einer guten Mischung - neun Flach-Passagen, sechs Kletterpartien, vier Zeitfahren - sorgen dafür, dass die Vuelta als ideale Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften vom 6. bis 12. Oktober in Hamilton/Kanada gilt. «Erik fährt da mit großen Hoffnungen hin. Der Kurs ist etwa so wie vor zwei Jahren in Lissabon einzuschätzen, und da wurde er ohne große Ambitionen Fünfter. Er hat sich im August geschont und spekuliert hier in Spanien jetzt zunächst auf einen Etappensieg», sagte Telekom-Teamchef Mario Kummer, der mit seinem neunköpfigen Aufgebot die gleiche Strategie wie bei der Tour verfolgt: Überall Störenfried sein.
Jan Ullrich, Vuelta-Sieger von 1999, hat bekanntlich sowohl seine Teilnahme an der Spanien-Rundfahrt als auch an der WM abgesagt. Seine Highlights im September sind ein Rennen am 21. in Wangen/Allgäu und ein Besuch bei der Formel 1 am 14. in Monza. Davor will er endlich seinen Vertrag bei Bianchi unterzeichnet haben. Zur WM steht bei dem Olympiasieger Urlaub mit Frau und Kind auf dem Programm.
Neben Zabel sind vor allem der nach vielen Verletzungen im Wiederaufbau befindliche Cadel Evans (Australien) und der hoffnungsvolle Torsten Hiekmann (Berlin) die weiteren Telekom-Trümpfe in Spanien. Auf allen Ebenen wird es hoch her gehen - dafür sorgt schon die angespannte Marktlage für spanische Radprofis. «iBanesto und Once hören zum Saisonende auf, da werden sich viele Fahrer besonders empfehlen wollen», vermutete Telekom-Manager Walter Godefroot, der allerdings keine Einstellungen mehr plant: «Wir sind mit 21 Fahrern für 2004 komplett.»