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Chris Froome ist bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico am Start. Foto: Marco Alpozzi/LaPresse/AP/dpa
09.09.2020 09:52
Tirreno statt Tour - Froome will wieder angreifen

Saturnia (dpa) - Der Zeitplan gibt es her, dass Chris Froome zur Primetime wieder vor dem TV sitzen kann. Wenn der Arbeitstag des Radstars beendet ist, geht es bei der Tour de France erst in die heiße Phase.

Und einen ausgewiesenen Fachmann hat der Vierfach-Champion im High-Tech-Bus des Ineos-Rennstalls in diesen Tagen auch noch an seiner Seite. Denn sein langjähriger Weggefährte Geraint Thomas - ebenfalls ein früherer Tour-de-France-Sieger - teilt das gleiche Schicksal. Tirreno-Adriatico statt Tour, heißt es für Froome, nachdem er für den Showdown in Alpen und Pyrenäen von der Teamleitung als nicht tauglich befunden wurde.

Froome hat es inzwischen «zu 100 Prozent» verdaut. «Ich bin der Erste, der anerkennt, dass ich nicht dort war, wo ich hätte sein sollen», sagte der 35-Jährige der «Gazzetta dello Sport» am Rande der achttägigen Rundfahrt. Dabei hatte er so hart für sein Comeback gekämpft. Nach seinem schlimmen Sturz vor einem Jahr bei der Dauphiné-Rundfahrt, als er Brüche am Oberschenkel, der Hüfte, am Ellbogen, an den Rippen und im Nackenbereich erlitten hatte, wollte er noch einmal zurück ins Rampenlicht. Und mit dem fünften Tour-Sieg dem elitären Kreis der Fünffach-Sieger um Eddy Merckx beitreten.

War es das nun? Mitnichten, sagt Froome. «Ich denke, dass ich noch viele gute Jahre im aktiven Radsport vor mir habe.» Dass er von vielen Experten bereits abgeschrieben werde, gebe ihm nur noch «Extra-Motivation». Froome nimmt im nächsten Jahr einen neuen Anlauf in neuer Umgebung. Beim ambitionierten Team Israel Start-Up-Nation - alimentiert von Milliardär Sylvan Adams - wird ein Team ganz nach dem Gusto des Briten aufgebaut. «Wir wollen mit ihm Geschichte schreiben. Es ist, als ob wir Messi nach Israel geholt hätten», schwärmte Adams und traut Froome noch zwei Tour-Siege zu.

Geld spielt bei dem Projekt keine Rolle. Froomes Jahresgehalt von schätzungsweise fünf Millionen Euro soll sogar noch etwas über dem Salär liegen, das er beim britischen Super-Team bislang einstreicht. «Ich hätte nicht für das Projekt unterschrieben, wenn ich nicht daran glaube», betont der im kenianischen Nairobi geborene Ausnahmeathlet.

Sein zukünftiger Mannschaftskollege Rick Zabel freut sich bereits «mit so einer Persönlichkeit in einem Team zu fahren». Das passiere nicht alle Tage und sei etwas Besonderes, sagte Zabel der Deutschen Presse-Agentur: «Ich freue mich aber auch, dass ich Nutznießer des Ganzen sein kann. Wenn so ein Mann reinkommt, wird es noch einen Tick professioneller.»

Bevor es so weit ist, will Froome aber sein Engagement bei Ineos nach elf Jahren erfolgreich zu Ende bringen. Möglichst mit einem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt, für die er vom 20. Oktober bis 8. November als Kapitän vorgesehen ist. Zweimal hat er die Vuelta gewonnen, einmal davon am Grünen Tisch nach der späten Doping-Verurteilung des Spaniers Juan José Cobo im vergangenen Jahr.

Viele Einheiten im Höhentrainingslager werde er machen. Und nebenbei die Tour im TV verfolgen, die Froome «sehr unterhaltsam» findet. «Roglic ist in einer dominanten Position, es wird nicht einfach sein, ihm Zeit abzunehmen. Pogacar hat mich beeindruckt. Aber Bernal wird immer besser, ich glaube, dass er auf dem richtigen Weg ist.» Das will Froome bald auch von sich behaupten.


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