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In gewohnten Grün, aber noch ohne Etappensieg bei der 107. Tour de France: Peter Sagan. Foto: Thibault Camus/AP/dpa
08.09.2020 12:32
Sagan hadert mit «Pech»

Saint-Martin-de-Ré (dpa) - Als ob sie nicht genug Probleme hätten. All die Sturzverletzungen der Buch- und Schachmänner haben dem deutschen Radrennstall Bora-hansgrohe bei der 107. Tour de France schon schwer zugesetzt. Da bereitet auch noch der hoch bezahlte Superstar, der Rockstar des Pelotons, Sorgen. Peter Sagan wartet seit rund 14 Monaten bereits auf einen weiteren Sieg.

Das nervt den dreimaligen Weltmeister gewaltig. Seine Späßchen sind seltener geworden, auch wenn er betont: «Ich bin nicht frustriert. Ich hatte ein wenig Pech.» Dazu zählt wohl auch, dass der Slowake bei Ausbruch der Corona-Pandemie in Monaco nicht mehr im Freien trainieren durfte. In den vergangenen Jahren hatte der Slowake dem oberbayerischen Team immer mindestens einen Tour-Etappensieg beschert. Und das Grüne Trikot gab es - abgesehen von seiner Disqualifikation 2017 - gratis dazu. Aber selbst der Sieg in der Punktewertung - es wäre der insgesamt achte - ist in diesem Jahr nicht mehr sicher.

«Vielleicht ist es der Zahn der Zeit. Ich kann mich noch gut erinnern. Ete Zabel ist plötzlich immer Zweiter geworden. Vielleicht ist man nicht mehr so spritzig und agil, wenn man älter wird», sagte Teamchef Ralph Denk der Deutschen Presse-Agentur über den 30-Jährigen und fügte hinzu: «Eines ist sichtbar, das fällt auch uns auf. Im Mann-gegen-Mann-Duell der besten Sprinter ist er im Moment nicht konkurrenzfähig.» Das hörte sich auch mal anders an. «Peter ist der teuerste Fahrer im Feld und jeden Cent wert», hatte Denk stets betont.

Schätzungsweise fünf Millionen Euro soll Sagan pro Jahr einstreichen und damit noch vor dem viermaligen Tour-Champion Chris Froome in der Geldrangliste liegen. So hat es das Tour-Organ «L'Equipe» ausgerechnet. Bis Ende 2021 läuft sein Vertrag noch. Man werde sich Ende des Jahres oder kurz darauf mal zusammensetzen und die Ziele besprechen, sagt Denk. Ein baldiger Abschied scheint nicht mehr ausgeschlossen. Schien das Team anfangs viel zu klein für die Strahlkraft eines Sagan, haben sich die Proportionen inzwischen verschoben. Und in Nils Politt kommt ein weiterer Klassikerspezialist ins Team.

Im vergangenen Jahr hatte ihn ein Virus im Frühjahr schwer zurückgeworfen. In diesem Jahr kam die Pandemie, die Sagan fünf Wochen lang in seinem Appartement in Monaco festhielt. Training im Freien war im Fürstentum im Gegensatz zu anderen Ländern nicht erlaubt. Immerhin konnte er noch seinen kleinen Sohn Marlon und Ex-Frau Katarina sehen, die als kluge Marketing-Expertin nicht unerheblichen Anteil an der Marke Sagan gehabt haben soll.

Die Erwartungen an diese Marke sind riesengroß. «Am Anfang der Karriere ist alles einfach. Keiner kennt dich. Dann gewinnst Du ein, zwei, drei Mal und es wird schwieriger. Vor allem, wenn du große Rennen gewonnen hast. Der Druck wird größer, alle schauen auf dich», beschrieb der frühere Champion der Klassiker Paris-Roubaix und Flandern-Rundfahrt einmal.

Dass die Stimmung im Team nach all den Rückschlägen gelitten hat, weiß auch Sagan. Für ein wenig Aufmunterung sorgt er dann doch. «Lasst uns versuchen, jeden Moment zu genießen. Es ist keiner gestorben.»


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