Lüttich (dpa) - Im Rudern war er Weltmeister, im Radsport sieht sich Jason Osborne auch mit 29 Jahren noch in der Lernphase.
«Es gibt immer noch viel zu lernen. Das endet nie, selbst bei den Profis nicht», sagte der gebürtige Mainzer nach seinem ersten Frühjahrsklassiker beim Rad-Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich der Deutschen Presse-Agentur. Osborne war sogar bis 60 Kilometer vor dem Ziel in einer Ausreißergruppe an der Spitze gefahren, am Ende gingen beim Quereinsteiger «die Lichter aus».
Osborne hat einen bemerkenswerten Karriereweg hinter sich. 2018 ruderte er im nicht-olympischen Leichtgewichts-Einer zu WM-Gold, bei den Sommerspielen in Tokio 2021 gewann er zudem Silber im Leichtgewichts-Doppelzweier. Zu der Zeit hatte er seinen Umstieg aufs Rad schon eingeleitet. Auf der Trainingsplattform Zwift wurde er E-Cycling-Weltmeister, was ihm Türen im Profisport öffnete.
Und welcher Sport ist nun härter? «Vom Schmerzempfinden her Rudern, weil es Ganzkörper ist und einen komplett sechs Minuten aus dem Leben schießt. Aber ein Radrennen geht sechs Stunden oder länger», erklärt Osborne, dem die Umstellung schwergefallen ist: «Es hat ein bisschen gedauert, mit der Zeit habe ich mich reingefunden. Ich brauche einfach die Rennen. Rennen fahren kann man nicht trainieren.»
Jetzt warten schwere Etappenrennen in den Bergen bei der Tour de Romandie und dem Criterium du Dauphiné auf Osborne. «Das ist auch gut, dass man mir direkt die harten Bretter gibt, damit ich schnell lerne», sagt der Radprofi, dessen Vertrag beim Team Alpecin-Deceuninck zum Saisonende ausläuft.
Bei den Belgiern will er weiter alles aufsaugen, auch die gemeinsamen Einheiten mit Teamkollege und Rad-Star Mathieu van der Poel aus den Niederlanden. «Ich durfte schon ein paar Trainingslager mit ihm fahren. Das ist ein geiler Typ, das macht Bock. Es ist immer lustig mit ihm», erzählt Osborne, der seinen Radsport-Traum weiter leben will.