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Der viermalige Tour-Champion Chris Froome wurde von der Frankreich-Rundfahrt ausgeschlossen. Foto: David Stockman/BELGA
01.07.2018 17:09
Froome-Team Sky zuversichtlich trotz Tour-Startverweigerung

Berlin (dpa) - Über den Tour-Start von Chris Froome entscheiden am Dienstag drei Juristen.

Nachdem der Tour-de-France-Veranstalter ASO den viermaligen Sieger und Gewinner des Giro d'Italia mit einem Startverbot belegt hatte, kommt es vier Tage vor dem Beginn der 105. Frankreich-Rundfahrt am 7. Juli in Noirmoutier zur Verhandlung vor dem Schiedsgericht des Französischen Olympischen Komitees (CNOSF).

Für ihr Vorgehen machten die Organisatoren nach Informationen der Tageszeitung «Le Monde» den Artikel 28 der Statuten des Radsport-Weltverbandes UCI geltend. Danach ist den Veranstaltern «ausdrücklich das Recht vorbehalten, ein Team oder einen Fahrer auszuschließen, der durch seine Anwesenheit dem Ansehen oder Ruf der Rundfahrt Schaden zufügen könnte».

Ob das nur als Imponiergehabe der ASO zu werten sein wird, muss sich zeigen. Mit dem Paragrafen 28 hatten die Tour-Chefs schon einmal vor neun Jahren im Fall Tom Boonen 2009 schlechte Erfahrungen gemacht. Der belgische Radprofi war mehrfach mit Kokain erwischt worden und sollte vom Start abgehalten werden. Das gelang nicht - diesmal könnte es ähnlich ausgehen.

Das CNOFS-Schiedsgericht hatte vor neun Jahren das Teilnahme-Verbot gegen Boonen kurz vor dem Tourstart aufgehoben. Dieselbe Kammer soll am 3. Juli über die Berechtigung der Startverweigerung Froomes entscheiden. Die Verkündung des Ergebnises ist für Mittwoch vorgesehen. «Wir sind sicher, dass er am Start steht», zitierte die Interneplattform «Cycling-news» einen Sky-Sprecher.

Der 33 Jahre alte Brite war im September 2017 in Spanien vor seinem späteren Vuelta-Sieg mit einem erhöhten Wert des Asthmamittels Salbutamol aufgefallen. Seitdem ist das Verfahren schwebend. Er darf aber nach den Statuten der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA weiterfahren - bis der Weltverband UCI die Untersuchungen abgeschlossen hat. Bei Präzedenzfällen der Italiener Alessandro Petacchi (2008/zehn Monate Sperre) und Diego Ulissi (2014/neun Monate) kam es zu Sanktionen.

Der Seriensieger versucht seit Monaten mit Hilfe von Anwälten und Medizinern, seine erhöhten Werte plausibel zu erklären und Doping-Absichten auszuschließen. Damit sind vor allem Juristen einer Londoner Nobel-Kanzlei betraut, die 2012 vergeblich versucht hatten, den Doper Alberto Contador vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS reinzuwaschen.

Salbutamol ist bis zum Grenzwert 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin erlaubt. Der offensichtlich oder angeblich an Asthma leidende Froome hatte bei der Vuelta am Tag seines grandiosen Sieges auf dem Los Machucos knapp den doppelten Wert (1920) aufgewiesen. Eine Einnahme des Asthma-Mittels zu Manipulationszwecken hatte Froome stets ausgeschlossen und zuletzt sein Startrecht noch einmal vehement verteidigt.

Der erhöhte Wert des in Kenia geborenen Briten war erst mehrere Wochen nach der erfolgten Kontrolle öffentlich geworden - auf Nachfrage der Zeitungen «Guardian» und «Le Monde». Deshalb hatte Froome noch unbehelligt bei der WM in Norwegen starten und Bronze im Zeitfahren holen können.

Der Brite startete im Frühjahr - offenbar ohne schlechtes Gewissen und trotz erheblichen Gegenwindes durch protestierende Konkurrenten und Funktionäre - bei der Ruta del Sol, Tirreno-Adriatico, der Alpen-Tour und dem 101. Giro.

Bei der Italien-Rundfahrt hatte er seinen bis dahin führenden Landsmann Simon Yates mit einem sagenhaften Solo über 80 Kilometer am drittletzten Tag noch aus dem Rosa Trikot gefahren. Damit hatte er nach der Tour und der Vuelta 2017 seine dritte große Länder-Rundfahrt in Serie gewonnen.

Ab 7. Juli wollte der Kapitän des mit rund 30 Millionen Euro ausgestatteten britischen Star-Ensembles zum fünften Mal die Tour gewinnen. Damit wollte Froome in den exklusiven Club der Fünffach-Sieger zu Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernhard Hinault und Miguel Indurain eintreten. Hinault hatte zuletzt sogar die Froome- Konkurrenten zu einem Tour-Streik gegen dessen Start gefordert.

Am Rand der deutschen Meisterschaften im südhessischen Einhausen zeigte sich der wieder leer ausgegangene Marcel Kittel gestresst. «Das Thema nervt absolut, weil es sich ewig hinzieht. Beim Giro durfte er starten, jetzt darf er nicht starten - das ist echt super nervig», sagte der Topsprinter der Deutschen Presse-Agentur. Der Tourstarter Marcel Sieberg sagte: «Ich finde die Entscheidung gut, aber sie hätte viel eher gefällt werden müssen».

Le Monde-Artikel

BBC-Tweet


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