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Pauline Ferrand-Prévot 2014 auf der Strecke von Albstadt. Foto: Marius Maasewerd
11.06.2020 13:35
Ferrand-Prévot: «Ich mag das Mountainbiken sehr»

Albstadt (rad-net) - Pauline Ferrand-Prévot ist amtierende Weltmeisterin im Mountainbike und hat in ihrer Karriere bereits außergewöhnliches geschafft, als sie innerhalb eines Jahres drei Weltmeistertitel erlangte. Das nächste Ziel für die 28-jährige Französin soll ein Olympiasieg sein, doch der kommt nicht ganz ohne Druck...

Ferrand-Prévot kommt aus einer echten französischen Radsportfamilie, weshalb ihre Karriere bereits früh angefangen hat. Ihr Onkel, Ludovic Dubau wurde 1994 Französischer Meister im Cross-Country und dessen Sohn Joshua gewann 2018 den Titel der U23-EM, sowie zwei Weltcup-Rennen. Schon mit sechs Jahren begann die Athletin auf der Straße zu fahren, bevor sie zwei Jahre später ihr Interesse am Mountainbike bekundete: «Ich habe mit Straße begonnen, weil meine Eltern auch Straßenfahrer waren. Aber im Alter von acht Jahren habe ich mit Mountainbiken begonnen.» Insgesamt habe ihr aber immer der Radsport als solcher gefallen, wenn auch in ihrer Heimat, aufgrund der Tour de France besonders die Straßenfahrer im Fokus stünden.

Trotzdem konzentriert sich die Fahrerin besonders auf das Mountainbiken, denn in dieser Disziplin sei die Atmosphäre sehr besonders. Zwar hat sie auch auf er Straße bereits 2014 einen Weltmeistertitel gewonnen, doch für das Ziel des Olympiasieges liege der Fokus auf dem Mountainbike: «Ich muss bekennen, dass ich Mountainbiken sehr mag, wegen der Atmosphäre, genauso wie für die Leistung [das Anforderungsprofil, Anm. d. Red.]. Du musst eineinhalb Stunden Vollgas geben und ich mag es alles aus mir herauszuholen. Was ich auch mag, ist der Respekt unter all den Fahrerinnen.»

Damit spricht Ferrand-Prévot an, was auch viele andere Fahrer bereits beobachtet haben. Die Auseinandersetzung auf der Rennstrecke stünden im Kontrast zu dem Respekt der sonst in der Gemeinschaft des Mountainbikens vorherrsche. «Das mag ich sehr. Du kannst im Rennen alles geben und danach respektierst du, was die anderen geleistet haben. Ich mag diese Atmosphäre wirklich», erzählt die Französin. Trotzdem gebe es natürlich auch härtere Auseinandersetzungen und Konkurrenz, die sie selber bereits zweimal mit der Europameisterin Jolanda Neff erfahren habe. «Für mich ist das einfach Wettkampf. Jolanda ist eine große Wettkämpferin und ich bin das auch. Wir wollen beide gewinnen und wir sind beide sehr starke Charaktere. Ich denke, es ist normal, dass wir diese Art von Konflikten in Rennen haben. Ich habe wirklich nichts gegen Jolanda.» Nach den Rennen freue sie sich auch über die Erfolge ihrer Konkurrentin.

Doch trotz dieser scheinbar harmonischen Atmosphäre unter den Wettbewerberinnen, berichtet Ferrand-Prévot auch von großem mentalem Druck, der durch viele Erfolge mitkommt. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sei dieser Druck für die Fahrerin übermächtig geworden, weshalb sie nach den Spielen, die für sie ohne Erfolge im Straßenrennen und MTB blieben, Abstand zum Sport suchte: «Ich habe gelernt, dass du glücklich sein musst, um Leistung zu bringen. 2016 gab es diese Verletzung [Ischias-Nerv, Anm. d. Red.]. Aber es war auch mental hart, nachdem ich diese drei Weltmeistertitel innerhalb eines Jahres gewonnen habe.» Sie sei damals mit dem Druck durch die Erwartungen an sie nicht gut umgegangen, weshalb auch der Spaß am Radfahren, der ihr in dem Beruf am Wichtigsten sei, verschwunden sei. «Es ist kompliziert bereit zu sein, wenn die Leute so viel von dir erwarten.»

Das Dilemma zwischen Ehrgeiz und Erfolgsdruck wurde bereits von vielen anderen Fahrerinnen beschrieben, darunter auch MTB-Olympiasiegerin, Julie Bresset. Dabei seien die Frauen besonders anfällig für Burnouts beobachtete Ferrand-Prévot: «Ich denke, wir sind ziemlich gut darin unsere Körper zu einem Maximum zu treiben. Auch mit der Ernährung ist es für uns komplizierter als für Männer. Wegen der Hormone und anderen Dingen. Wenn wir unseren Körper ans Maximum bringen, ist es an einem bestimmten Punkt nicht mehr normal. Es ist schwierig damit umzugehen.» Zusätzlich habe sie das Problem gehabt, oftmals nicht Nein sagen zu können, wenn sie für ein Rennen angefragt wurde.

Mittlerweile hat die Fahrerin die Zweifel jedoch weitestgehend im Griff, wenn auch ihrer Meinung nach mehr dafür getan werden müsste, dass junge Sportlerinnen früher angeleitet werden, richtig zu trainieren und sich, ohne große Einschränkungen, richtig zu ernähren. Das gesellschaftliche Bild der Frau, die oftmals über ihren Körper definiert werde, sei für die Fahrerinnen ebenfalls eine große äußere Belastung, die sich wandeln müsse. Letztendlich habe die 28-Jährige jedoch ihren Weg gefunden: «Ich bin sicher auch weniger hart mit mir selbst. Zuvor war ich sehr streng mit mir. Wenn ich im Training nicht das oder jenes gemacht habe, fühlte ich mich schlecht. Jetzt habe ich begonnen, mich selbst zu spüren. Ich entdecke meinen Körper, spüre, wenn ich Pause benötige und ich denke, das ist wirklich super wichtig.»

Über die komprimierte Saison freut sich Ferrand-Prévot, nachdem sie aufgrund einer Endofibrose und daraus resultierenden Operationen, in dieser Saison noch kein Rennen gefahren ist: «Die Operation ist wirklich gut verlaufen. Ich denke, ich kann sagen, es ist wieder alles normal, auf meinem alten guten Niveau.» Jetzt bereite sich die elffache Weltmeisterin auf die verschobene Saison vor. «Oh, es wird ziemlich anstrengend. Aber es ist für alle das Gleiche. Ich bin aber sehr froh, dass wir dann noch mal Rennen fahren können. [...] Ja, es wird eine super lange Saison, alle trainieren seit Beginn des Jahres. Das braucht natürlich eine spezielle Vorbereitung»

MTB-Weltmeisterin Ferrand-Prévot erfolgreich operiert


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