La Loge des Gardes (rad-net) - João Almeida (UAE-Team Emirates-XRG), Sieger der gestrigen vierten Etappe von Paris-Nizza, verteidigte die Fortsetzung des Rennens nach der wetterbedingten Rennunterbrechung. Entgegen der Meinung vieler Fahrer, wie der des Etappenzweiten Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike), argumentierte der Portugiese: Radfahren sei eben «ein harter Sport»
Der 26-jährige Etappensieger gab später zu, dass er kein Fan von Rennen bei kaltem Wetter sei. Auch betonte er scherzhaft, dass «man diese Frage dem Sieger nicht stellen sollte». Dennoch sei er froh gewesen, dass die Etappe fortgesetzt wurde: «Das Schlimmste war überstanden, es gab kein Sicherheitsrisiko. Auf der Abfahrt haben wir langsam gemacht. Es gab also keinen Grund, aufzuhören. Radsport ist kein Sport für Weicheier, manchmal muss man hart sein», erklärte Almeida nach Angaben der L'Équipe.
Die Etappe wurde von der Rennleitung wegen Schnee, Hagel und Starkregen unterbrochen. Die Ausreißer und das Peloton wurden neutralisiert, bis das Rennen 28,8 Kilometer vor dem Ziel wieder aufgenommen wurde.
Der zweimalige Tour de France-Sieger Vingegaard machte seinem Unmut direkt nach der Etappe Luft: «Alle haben gefroren. Niemand konnte seine Bremsen spüren», sagte er im Ziel. Am Gipfel der Loge des Gardes belegte er den zweiten Platz hinter Almeida.
Thierry Gouvenou, Mitglied der Rennleitung, verteidigte die Entscheidung die Etappe fortzusetzen ebenfalls: «Das neue UCI-Protokoll besagt, dass bei schlechtem Wetter die Entscheidung bei der Jury und dem Organisator liegt. Also haben wir die Ausreißer, die Verfolger und das Feld neutralisiert. Wir wollten das Rennen so schnell wie möglich in niedrigere Höhenlagen bringen und die Fahrer nicht mitten im nirgendwo den extremen Bedingungen aussetzen. Viele von ihnen wollten anhalten, aber das hätte nichts gebracht. Es gab keine Busse oder Orte, an denen sie sich hätten aufwärmen können», erklärte Gouvenou gegenüber der L'Équipe.
Weiter behauptete er laut der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws, dass «143 Fahrer gleich 143 verschiedene Meinungen bedeuteten»: «Wir hatten schon andere Ausgaben von Paris-Nizza, bei denen die Fahrer bei zehn Zentimetern Schnee gefahren sind. Bedingungen, von denen wir weit entfernt waren. Das Wetter hat sich verbessert.»
Bei einem Treffen der Rennleitung mit den Vertretern der Fahrer, Oliver Naesen (Decathlon-Ag2r) und Matteo Trentin (Tudor) habe es laut Gouvenou eine Einigung gegeben. Naesen widersprach ihm gegenüber der L'Équipe jedoch. In der Hektik des Rennens habe er keine Zeit gehabt, den Vorschlag mit Trentin zu besprechen: «Das Erste, was ich hörte, war: 'Die Ausreißer sind wieder im Rennen, wir starten in zwei Minuten wieder' Das war's. Für mich war das Rennen gefälscht. So etwas darf nicht passieren. Wir müssen frühzeitig gewarnt werden, Zeit für Diskussion haben, und dann die Entscheidung treffen», erklärte der Belgier seine Perspektive.
Der Sieger des letzten Jahres, Matteo Jorgenson (Visma-Lease a Bike), beschwerte sich in ähnlicher Weise und sagte, er hatte keine Informationen über die verschiedenen Teile des Feldes, und ob diese neutralisiert wurden oder nicht.
Einigkeit herrschte immerhin bei der Frage, ob die Unterbrechung des Rennens gerechtfertigt sei. «Es gab keine Alternative. Wenn die Polizei-Motorräder die Abfahrt nicht sicher fahren konnten, ohne zu stürzen, was wäre dann mit 150 Fahrern im Hauptfeld gewesen? Es war unmöglich unfallfrei herunterzufahren», sagte Naesen.
Sorgen macht der Rundfahrt-Organisation der Wetterbericht für das Wochenende. Die schwere Bergetappe von Nizza nach Auron am Samstag könnte durch Schneefall stark beeinträchtigt werden. Letztes Jahr zwang das schlechte Wetter die Organisatoren dazu, spontan die Hälfte der Etappe umzuplanen. Die ASO hat sich bis jetzt noch nicht zu einer möglichen Streckenänderung geäußert.
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