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Tadej Pogacar (li.) und Jonas Vingegaard bei der Tour de France 2023. Foto: David Pintens/Belga/dpa
31.05.2024 10:40
Wettlauf um das Tour-Spektakel

Saint-Pourçain-sur-Sioule (dpa) - Eigentlich sollte Jonas Vingegaard am Sonntag in einem französischen Dorf irgendwo im Niemandsland nördlich der Auvergne fröhlich in die Menge winken. Genauer gesagt in Saint-Pourçain-sur-Sioule, jener 5000-Seelen-Gemeinde, in der das Critérium du Dauphiné startet. Bei der klassischen Generalprobe zur einen Monat später beginnenden Tour de France ist Vingegaard Titelverteidiger.

Doch statt einen Vorgeschmack auf das Radsport-Highlight des Jahres zu bekommen, gehen die vier auserkorenen Hauptdarsteller gezwungenermaßen unterschiedliche Wege. Auslöser dafür ist jener brachiale Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April, in den neben Vingegaard auch Remco Evenepoel und Primoz Roglic verwickelt waren. Die Letztgenannten stehen bei der Dauphiné am Start, während Vingegaard noch nicht so weit ist. Er trainiert auf Mallorca und in den Alpen. Und Tadej Pogacar legt nach seinem Triumph beim Giro d'Italia in seiner Wahlheimat Monaco die Füße hoch.

Ungewisse Tour-Teilnahme von Vingegaard
Das größte Fragezeichen steht tatsächlich hinter Vingegaard. Noch immer ist völlig offen, ob der Däne bei der Tour überhaupt dabei ist. «Das möchte natürlich jeder wissen, wir auch», sagte Mathieu Heijboer, Cheftrainer von Visma-Lease a bike. Das Team möchte mit Vingegaard wie in den beiden Jahren zuvor die Frankreich-Rundfahrt gewinnen. Immerhin ist der 27-Jährige so weit, dass er ein Höhentrainingslager in Tignes beginnen konnte. «Es fängt langsam an, wie normales Training auszusehen», sagte sein persönlicher Trainer Tim Heemskerk.

Andere sind da weiter, wenn auch noch nicht auf dem gewünschten Niveau. «Es liegt noch etwas Arbeit vor mir. Die Gesamtwertung interessiert mich bei der Dauphiné erst einmal nicht», sagte Evenepoel. Der Belgier brach sich im Baskenland Schulterblatt und Schlüsselbein. Vor seiner ersten Teilnahme bei der Tour heißt es für das Wunderkind: in den Rennrhythmus kommen.

Roglic als Favorit bei der Dauphiné
So dürfte die Favoritenrolle bei der achttägigen Dauphiné bei Roglic liegen. Der Slowene, große Hoffnung seines neuen Arbeitgebers Bora-hansgrohe, kam ohne Knochenbrüche davon und konnte recht zügig wieder trainieren. «Er fühlt sich nicht nur gut, sondern die objektiven Zahlen seines Trainings sehen ebenfalls sehr gut aus», sagte sein Sportchef Rolf Aldag. «Nun muss sich Primoz noch damit abfinden, dass er mich in den nächsten beiden Monaten mehr sieht als seine Frau.»

Man muss die Rennkilometer der Dauphiné nicht zwingend in den Beinen haben, um die Tour zu gewinnen. Es hilft allerdings, was nicht nur das Beispiel Vingegaard zeigt. Auch Miguel Indurain, Christopher Froome und Bradley Wiggins gewannen das größtenteils in den Alpen ausgetragene Rennen, ehe sie danach auch bei der Tour triumphierten.

Pogacar setzt auf Erholung und Training
Pogacar, der in diesem Jahr das seit 1998 von niemandem erreichte Double aus Giro- und Tour-Sieg anpeilt, lässt das Rennen in Frankreich aus nachvollziehbaren Gründen aus. Bis zum Sonntag genießt er mit seiner Verlobten Urska Zigart einfach das Leben in Monaco. Danach geht es für 19 Tage in ein Höhentrainingslager in die Alpen.

Zieht man Vingegaards Fitnessstand und Evenepoels Unerfahrenheit heran, so ist aktuell Roglic der einzige ernsthafte Herausforderer von Pogacar bei der Tour. Der frühere Skispringer war 2020 als klar Führender in das letzte Zeitfahren gegangen - und hatte sich den Tour-Sieg von Pogacar noch entreißen lassen. Vielleicht kommt es in diesem Jahr zur großen Revanche. Die letzte Tour-Etappe von Monaco nach Nizza ist jedenfalls: ein Zeitfahren.


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