Berlin (dpa) - Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin sieht das Ende seiner Profi-Laufbahn kommen: «Ich bin 34, ich stelle mich ein aufs Ende meiner Karriere. Die jungen Fahrer drängen mit Macht und Erfolg ins Profilager.»
«Mit Mitte 30 ist man da ein alter Hund», sagte der Radprofi dem Magazin «Tour». Der Wahl-Schweizer, dessen Vertrag beim Rennstall Jumbo-Visma Ende 2020 ausläuft, freut sich nach seiner Laufbahn «auf ein normales Leben». Martin: «Der Profizirkus wird nicht mein Lebensmittelpunkt sein.» Er könne sich vorstellen, mit Kindern oder jungen Leuten zu arbeiten.
Nachdenklich machen Martin die Stürze im Radsport. «2018 hatte ich einen Wirbelbruch. Wer weiß, was mit ein bisschen mehr Krafteinwirkung passiert wäre? Ich frage mich jetzt ständig: Wie oft werde ich noch Glück im Unglück haben?», sagte der Familienvater, der bei der Spanien-Rundfahrt im September bei einem Sturz eine schwere Gesichtsverletzung erlitten hatte. Er habe «das Gefühl, dass es mehr tödliche Unfälle im Rennen und im Training gibt, vielleicht liegt das auch an mehr Medien-Berichten».
In seinem Team spielt Martin eine wichtige Rolle, die sportliche Leitung schätzt seine Erfahrung und die Helferdienste bei den großen Rundfahrten. «Das Schöne an meiner Rolle ist, dass ich nicht ersetzbar bin. Ich mache teilweise die Arbeit für zwei, und das honoriert das Team», sagt Martin, der für 2020 große Ziele hat: «Ich denke, wir können jetzt um das Gelbe Trikot mitfahren. Das ist ein riesiger Ansatz.» In Steven Kruijswijk, Primoz Roglic und Tom Dumoulin hat Jumbo-Visma nun drei starke Rundfahrer.
In Sachen Doping ist Martin der Meinung, «dass der Radsport allgemein sauberer geworden ist und Altlasten aussortiert wurden». Er sei überzeugt, dass in der WorldTour kein generelles Doping oder Team-Doping praktiziert werde.
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