München (rad-net) - Tom Pidcock ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat sich den EM-Titel bei den European Championships in München geschnappt. Der Olympiasieger aus Großbritannien setzte sich vor Sebastian Fini Carstensen (Dänemark) und Filippo Colombo (Schweiz) durch. Bester Deutscher war Luca Schwarzbauer auf Rang zehn.
Bevor Pidcock sich richtig in Szene setzen konnte, musste er ersteinmal das Feld von hinten aufrollen, da die Startaufstellung sich an der Weltrangliste orientierte. Einfach machte es ihm die Konkurrenz allerdings nicht, denn im ersten Renndrittel diktierten vor allem die Fahrer aus Deutschland - vor allem Schwarzbauer und Max Brandl -, der Schweiz, Frankreich und Dänemark das Tempo. Dennoch startete Pidcock sofort seine starke Aufholjagd, machte Platz für Platz gut und schloss schließlich in der dritten von acht Runden vorne auf.
Daraufhin verschnaufte Pidcock kurz, doch in der nächsten Runde zog er bereits mit Victor Koretzky (Frankreich) davon, Filippo Colombo (Schweiz) schaffte es aber, noch einmal aufzuschließen. Doch der 23-Jährige hielt das Tempo weiter hoch und eine Runde später hatte er seine beiden Kontrahenten, die kurz darauf von den Verfolgern wieder eingeholt wurde, abgeschüttelt. Fortan drehte Tom Pidcock alleine seine Runden, holte immer mehr Vorsprung heraus und konnte die letzten Meter bereits genießen. Mit elf Sekunden Vorsprung sicherte er sich den EM-Titel.
Hinter ihm lag eine zunächst größere Verfolgergruppe, aus der die Deutschen allerdings inzwischen zurückgefallen waren. Unter dem Tempodiktakt von Fini Carstensen teilte sich die Gruppe und der Däne setzte sich im Zweiersprint um Silber gegen Colombo durch.
Schwarzbauer erreichte als Zehnter mit 48 Sekunden Rückstand das Ziel. «Das Rennen beschreibt so ein bisschen meine Saison. Ich erwische einen guten Start, dann aber nicht mehr den richtigen Zug. Mir fehlte diese Spritzigkeit, diese Explosivität. Ich hatte eigentlich die Form, um um die Medaillen mitzufahren aber dann hat mir am Ende doch die Energie gefehlt. Die Saison ist für mich schon mega lang, mir geht langsam der Saft aus. Ich bin einer der wenigen Fahrer, die jedes Rennen mitgenommen haben, und bei fast allen Weltcups in die Top-Ten gefahren ist. Und heute hat es wieder zu ein Top-Ten-Resultat gereicht. Und das bei dieser EM. Das ist schon was», sagte Schwarzbauer im Ziel.
Glücklich über seinen 13. Rang konnte auch David List sein: «Das hat sich heute gut angefühlt. Die Strecke war cool, supermodern, und ich bin gleich in meinen Rhythmus gekommen. Ich bin noch nie in so einer Atmosphäre gefahren, bin total happy, dass es wieder so gut läuft bei mir. Platz 13 im ersten Elitejahr, das kann man so stehen lassen.»
Auch Bundestrainer Peter Schaupp war mit seinen Schützlingen, denen er als Minimalziel die Top Ten vorgegeben hatte, zufrieden: «Wenn Luca frischer gewesen wäre, dann hätten wir in der ersten Verfolgergruppe mitmischen können, er war nicht weit weg. Die Top Ten war das Ziel, das hat er geschafft. Auch David List hat als junger Fahrer als 13. eine starke Vorstellung geboten. Insgesamt bin ich echt zufrieden, was die Jungs vor dieser Kulisse abgeliefert haben.» Allerdings bedauerte Schaupp den Sturz von Julian Schelb, der ihn zu weit zurückwarf: «Wenn er nicht gestürzt wäre, hätte er sicherlich ein besseres Resultat erzielen können, eventuell auch in der Top Ten.» So blieb ihm aber nur der 21. Platz.