Grächen (rad-net) - Bei der Marathon-Weltmeisterschaft in der Schweiz hat die Freiburgerin Adelheid Morath nach 70 Kilometern als Vierte nur um eine Sekunde Bronze verpasst. Weltmeisterin wurde Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich, bei den Herren siegte der Kolumbianer Hector Leander Paez vor dem Tschechen Kristian Hynek und dem Italiener Samuel Porro.
Für Adelheid Morath begann das Rennen etwas unglücklich. Während Cross-Country-Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot als Erste in den ersten Singletrail hinein fuhr und dann rasch alleine unterwegs war, wurde Morath im diesem ersten langen Downhill ein wenig eingeklemmt. «Ich habe da Zeit verloren, obwohl ich mich im fahrtechnischen Bereich eigentlich sehr gut fühle», erzählte Morath. Auf gleichmäßigen Teer-Anstiegen, in denen mit Kraft gefahren wird, hatte sie ihre Schwächen. «Leider gab es bis auf den letzten, keine technischen Anstiege», bedauerte die 35-Jährige.
Während hinter Ferrand Prevot die Slowenin Blaza Pintaric die zweite Position einnahm, gruppierte sich nach knapp 40 von 70 Kilometern eine dreiköpfige Gruppe, die um Bronze fuhr.
Die Südafrikanerin Robyn de Groot und Elisabeth Brandau waren zu Morath aufgeschlossen, nachdem sie zu Beginn noch weiter hinten lagen. Obschon Brandau immer wieder Tempo machte und auch mal kleinere Abstände herausfahren konnte, blieb das Trio bis fünf Kilometer vor dem Ziel in Kontakt.
Da war der Rückstand auf die führende Ferrand Prevot von viereinhalb Minuten auf weniger als drei Minuten geschrumpft und auch auf Pintaric holten die Drei auf.
Brandau hatte nach 40 Kilometern erstmals Krämpfe bekommen, diese Krise aber überstanden. «Ich habe vielleicht zu viel Dampf gemacht, aber ich dachte, vielleicht holen wir die Blaza noch ein und können zwei Medaillen gewinnen. Leider ist es am Ende dann keine geworden», erklärte Brandau. Für die Schönaicherin war fünf Kilometer vor dem Ziel, etwa drei Kilometer vor dem höchsten Punkt, der Ofen aus.
Morath dagegen gelang es im letzten technischen Downhill sogar eine kleine Lücke zu De Groot aufzumachen. Als es dann auf die Straße ging, kam die ehemalige Straßenfahrerin aus Südafrika näher. «Auf den letzten 100 Metern hat sie mich dann abgesprintet», erzählte Morath. «Mir fehlt das Selbstvertrauen. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, aber die Holzmedaille macht mich einfach traurig. Habe leider zu viele solcher Erlebnisse, das macht mich langsam müde», kommentierte die Schwarzwälderin.
Elisabeth Brandau büßte in den steilen Passagen des letzten Berges noch viel ein und musste auch die Neuseeländerin Samara Sheppard vorbei lassen. Mit 5:06 Minuten Rückstand wurde die 33-Jährige Sechste. «Mit meiner Leistung kann ich ohne Marathon-Vorbereitung zufrieden sein. Ich wäre lieber Fünfte geworden, aber Rang sechs ist auch okay», so Brandau.
Ferrand Prevot verteidigte ihren ersten Platz und holte sich nach dem Cross-Country-WM-Titel nun auch den auf der Marathon-Distanz. Ohne jegliche Erfahrung im Vorfeld. Nach 3:57:09 Stunden überquerte sie mit 1:53 Minuten Vorsprung die Ziellinie. Robyn de Groot hatte 2:40 Minuten Differenz, Morath 2:41 Minuten.
Mit Stefanie Dohrn (Bergisch-Gladbach) auf Rang sieben (+8:32) und Sabine Spitz bei ihrem Abschiedsrennen auf Rang zehn (+12:25) sorgten für ein starkes Resultat der deutschen Damen, nur halt ohne Medaille.
Herren: Seewald bester Deutscher
Bei den Herren wurde das Klassement während der 90 Kilometer wiederholt durcheinander gewürfelt. Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt) sah man nur nach der ersten Abfahrt vorne. Auch der deutsche Meister Sascha Weber (Freiburg) verlor früh den Anschluss.
Andreas Seewald aus Lenggries, schon im Vorjahr als Achter bester Deutscher bei der Marathon-WM, hatte in der Anfangsphase Probleme. Am Start kam er noch ganz gut weg, doch kurz bevor es in den ersten Trail hinein ging, bekam er «dicke Beine» und verlor einige Positionen. Nachdem das Feld nach der ersten Schleife wieder Grächen passierte, passierte ihm noch mal dasselbe Szenario, so dass er erst mal nicht unter den besten 20 zu finden war. «Dann ging es in den Anstiegen aber sehr gut. Es hat halt nicht mehr bis ganz nach vorne gereicht», bedauerte Seewald, der sich aber noch bis auf Rang neun verbesserte. 5:50 Minuten nach dem Sieger Leonardo Paez (4:17:58) überquerte er die Zielline.
Zweitbester Deutscher war Altmeister Karl Platt (Osthofen), der mit 14:55 Minuten Differenz Rang 22 belegte, zwei Plätze vor Martin Frey (Bad Urach, 17:15).
Vorne gelang es Paez am Schlussanstieg die Entscheidung herbei zu führen und nach einer Silber und drei Bronze-Medaillen bei der WM erstmals den Titel zu holen.
Der Tscheche Kristian Hynek kam mit 26 Sekunden Rückstand auf den Kolumbianer zur Silbermedaille, während der Italiener Samuele Porro mit 1:13 Minuten Differenz Bronze gewann.