Nîmes (rad-net) - Neben Emanuel Buchmann begeisterte gestern auch Lennard Kämna bei der Tour de France mit seinem starken Auftritt und dem sechsten Platz auf der schweren Bergetappe von Limoux nach Foix. Am wohlverdienten Ruhetag sprach rad-net mit dem 22-Jährigen über seine Erlebnisse und Eindrücke.
Herr Kämna, wie haben Sie die gestrige Etappe erlebt?
Lennard Kämna: Es war ein Auf und Ab - auch von meiner eigenen Leistung. Zwischenzeitlich habe ich gedacht 'Ich falle gleich ab', und dann war ich wieder ganz vorne. Es ist über die Berge gut gelaufen, bis auf am vorletzten Berg, wo ich eigentlich schon gedacht habe 'Das ist durch, das wird nichts mehr'. Aber am letzten Berg habe ich mich wieder gut gefühlt und bin sehr glücklich über meinen sechsten Platz.
Haben Sie sich den heutigen Ruhetag herbeigesehnt oder läuft es bei Ihnen allgemein noch ganz gut?
Kämna: Der erste Ruhetag war schon echt nötig nach zehn Etappen am Stück. Gestern bin ich in die Etappe gestartet mit dem Wissen, dass heute ein Ruhetag ist. Ich fühle mich noch gut, aber bin schon happy, dass heute mal eine kleine Pause ist.
Wie sieht so ein Ruhetag aus? Was macht man als Rennfahrer?
Kämna: So ein Ruhetag ist durchgeplant. Los geht es mit dem Frühstück, dann treffen wir uns mit dem Team und setzen uns eine Stunde zusammen, ehe wir noch eine Runde radfahren und Kaffee trinken. Danach gibt es Mittagessen und die Massage. Danach haben wir drei, vier Stunden Freizeit. Im Rahmen eines Barbecues gibt es Abendessen und dann ist der Tag schon wieder vorbei.
Nicolas Roche ist Ihr Zimmernachbar. Wie ist es mit einem so erfahrenen Profi auf dem Zimmer zu sein?
Kämna: Es macht Spaß, wir verstehen uns gut. Und wir haben beide ein Faible für Schokolade (lacht), das passt also ganz gut.
Plaudert er mal aus dem Nähkästchen, was er bei Rennen schon alles erlebt hat?
Kämna: Ich frage ihn schon mal aus und er erzählt dann gerne auch die ein oder andere Geschichte. Er gibt mir hilfreiche Tipps und beantwortet meine Fragen gerne. Mal quatschen wir mehr, mal weniger. Manchmal reden wir eins, zwei Stunden, und manchmal auch gar nicht und schauen uns einfach eine Serie im Fernsehen an.
Sie fahren aktuell ihre zweite GrandTour. 2017 waren Sie bei der Vuelta am Start. Ist die Tour im Vergleich dazu anders?
Kämna: Bei der Tour ist mehr los als bei der Vuelta, auch vom Medienrummel her. Aber ich denke, hier ist auch die Leistungsdichte und das Level aller Fahrer noch einen Zacken höher. Aber beide Rundfahrten machen Spaß. Meine Erwartungen an die Tour sind übertroffen worden. Der Lautstärkepegel ist teilweise richtig krass. Oder man fährt in einen Berg hinein und kein einziger Zuschauer steht am Straßenrand. Am nächsten Anstieg stehen die Leute dann auf einmal in Zweier- oder Dreierreihen am Straßenrand. Das hängt sicherlich auch mit der Bekanntheit der jeweiligen Berge zusammen, aber das ist schon echt interessant zu sehen.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!
Sie, liebe Leserinnen und Leser, von rad-net haben noch weitere Fragen an Lennard Kämna? Gerne können Sie uns diese per Mail an redaktion@rad-net.de zukommen lassen. Wir leiten sie weiter und veröffentlichen sie in den kommenden Tagen auf unserer Webseite.