Nizza (rad-net) – UCI-Präsident David Lappartient bestätigte vergangene Woche, dass für 2022 eine Tour de France für Frauen in Zusammenarbeit mit der A.S.O. geplant ist. Die sportliche Leiterin des Damenteams von Trek-Segafredo und ehemalige Profi-Rennfahrerin Ina-Yoko Teutenberg begrüßt die Planungen. Im Interview mit der «Sportschau» sprach sie über das Eintagesrennen La Course, das sich möglicherweise zu einer Rundfahrt entwickeln könnte, sowie über die andauernde Corona-Pandemie, die für den Radsport weiterhin eine finanzielle Bedrohung darstellt.
La Course hat für den Frauenradsport eine besondere Bedeutung, die auch Teutenberg erkannt hat. Die Kulisse der Tour de France helfe dabei, Aufmerksamkeit auf die Frauen zu ziehen. «Das ist jetzt kein schlechter Rahmen, wenn die ganze Weltpresse da ist, und wir da ein Radrennen fahren», erklärte Teutenberg. «Sei es nun auf der Champs-Élysées wie in den ersten Jahren oder in den Bergen wie zuletzt - die Kulisse, die Atmosphäre und dann da ins Ziel zu fahren, das ist sicherlich schwer zu übertreffen.»
Den öffentlichen Stellenwert der Tour de France nutzen zu können, sei ein Vorteil für die Damen und ein guter Anfang, doch trotzdem wünscht sich die 45-Jährige ein mehrtägiges Rennen: «Es wäre schön, eine Tour de France zu haben.»
Eine solche Veranstaltung wird bereits für 2022 geplant, wenn auch die Rahmenbedingungen noch nicht geklärt sind. Sie aber im Schatten der Grand Tour der Männer stattfinden zu lassen, sei für Teutenberg für nicht die optimale Lösung. Sie bevorzuge entweder eine eigene Veranstaltung durch die A.S.O. oder die Kombination mit einem kleineren Rennen der Herren, damit die Damen auch im Fokus stehen könnten: «Ich weiß nicht, ob die Reporter alle zur Ziellinie laufen, wenn die Frauen drei Stunden eher kommen, oder ob sie nicht lieber weiter das Männerrennen angucken. Klar gibt es dann mehr Medienpräsenz, aber interessieren diejenigen, die da sind, sich dann auch wirklich für den Frauen-Radsport? [...] Ich muss ganz ehrlich sagen, eine Tour de France der Frauen alleinstehend oder vielleicht in Kombination mit einem kleineren Männerrennen, das vielleicht auch eine gewisse Medienpräsenz hat, wäre vielleicht besser für den Frauenradsport.»
Dabei habe sich der Sport der Damen in den letzten Jahren durch die Unterstützung der UCI kräftig entwickelt. Trotzdem sieht Teutenberg noch mehr Potential und forderte, dass den Fahrerinnen und Teams nach Einführung eines Mindestlohns und der WorldTour, sowie vorgeschriebenen Übertragungszeiten von den Rennen, nun noch mehr Sicherheiten zugesprochen werden. So fehle den kleinen Teams oft nötiges Budget, um die Athletinnen angemessen zu bezahlen. Das müsse man ändern, damit der Unterschied zwischen großen und kleinen Mannschaften nicht noch größer werde.
Die andauernde Corona-Pandemie verschärft derzeit die wirtschaftliche Lage zusätzlich und Ina-Yoko Teutenberg sieht die Gefahr daraus besonders für kleine, lokale Rennen: «Wir haben die Auswirkungen noch nicht vollständig gesehen. Aber ich befürchte, dass ganz viele Rennen nicht zurückkommen können, die das auf einer kleineren Basis machen mit ganz vielen lokalen Sponsoren, die auch unter den wirtschaftlichen Folgen leiden.» Die nötigen Coronatests vor der Durchführung eines Events seien dabei eine zusätzliche finanzielle und organisatorische Belastung, die nicht jeder Veranstalter, aber auch nicht jedes Team stemmen könne.