Berlin (dpa) - Der Fall Jan Ullrich wird weiter auf die lange Bank geschoben. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat seinen Schiedsspruch erneut verschoben.
Eigentlich sollte bis zum 20. Oktober darüber entschieden sein, ob der Schweizer Verband seine Doping-Ermittlungen gegen den 2007 zurückgetretenen Radprofi wieder aufnehmen muss. Jetzt wurde die Frist bis maximal 30. November verlängert. Danach könnte dem früheren Superstar ein erneuter Justiz-Marathon drohen.
«Das zeigt, wie komplex der Fall ist, meinte unser Anwalt zur erneuten Verlegung. Uns allen, einschließlich Jan, wäre es am liebsten, dass die Sache endlich erledigt ist», erklärte Falk Nier, der sich seit einigen Monaten um die Belange des einzigen deutschen Tour-de-France-Siegers kümmert und Ullrich nach dessen selbst gewählter Isolation behutsam in die Öffentlichkeit zurückführen will. Jetzt muss sich der gebürtige Rostocker (37) allerdings weiter mit seiner Vergangenheit beschäftigen.
Nach einer Anhörung vor dem CAS am 22. August, bei der der frühere Telekom-Kapitän nicht zugegen war, hatte die Kammer ursprünglich den 20. Oktober als Termin für den Schiedsspruch mitgeteilt. «Aus der Vertagung ist nicht abzulesen, ob die Entscheidung in diese oder jene Richtung fallen wird», meinte Nier weiter.
Der Schweizer Verband, bei dem Ullrich lizenziert war, hatte sich für nicht zuständig erklärt und die Ermittlungen in Zusammenhang mit der Fuentes-Doping-Affäre eingestellt. Dagegen hatten der Radsport-Weltverband UCI und die Schweizer Anti-Doping-Agentur geklagt. Sollte der CAS entscheiden, dass die Eidgenossen wieder tätig werden müssen, könnte sich die Causa Ullrich weiter hinziehen. Im anderen Fall könnte der Olympiasieger von Sydney endlich den heiß ersehnten Schlussstrich unter seine wechselhafte Profikarriere ziehen.
Die Schweizer hatten mit den Ermittlungen begonnen, nachdem die Bonner Staatsanwaltschaft 2007 nachgewiesen hatte, dass Blutbeutel von Ullrich bei dem spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes lagerten und auch Geld geflossen war. Ullrich bestritt Doping immer ausdrücklich und hatte mit der juristischen Formulierung «Ich habe niemanden betrogen» versucht, sich aus der Schusslinie zu bringen. Allerdings waren die Doping-Indizien erdrückend.
Nach Überwindung einer Burnout-Erkrankung hatte sich der gebürtige Rostocker, der seit Jahren in Scherzingen auf der Schweizer Seite des Bodensees wohnt, im Laufe dieses Jahres wieder mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Ullrich will nach Mitteilung seines Managements am 20. November bei einem Wohltätigkeitsrennen in Miami/USA an den Start gehen.
«Er freut sich darauf und ist seit seinem Ötztal-Marathon im August auch in regelmäßigem Training. Das Rennen in Florida wird eher eine gemütliche Sache. Es geht mit vielen Hobbyfahrern über 106 Kilometer, an Roten Ampeln wird gestoppt», berichtete Nier.