Berlin (dpa) - Das in Deutschland lizenzierte NetApp-Radteam fiebert dem 10. Januar entgegen. Dann fällt in Mailand die Entscheidung, ob die Zweitliga-Mannschaft des USA-Unternehmens beim Giro d'Italia vom 5. bis 27. Mai starten darf.
Die Auswahl aus 14 Wild-Card-Kandidaten - vier Startplätze stehen zur Disposition - wäre ein weiteres Zeichen dafür, dass der deutsche Radsport nach schweren Jahren international langsam wieder Tritt fasst. Auch ein Giro-Start in Deutschland im nächsten oder übernächsten Jahr könnte wieder ein Thema sein. Köln war 2002 zuletzt Gastgeber.
Für das Team, bisher mit geschätzten rund zwei Millionen Euro pro Saison vom Sponsor eigentlich nur notdürftig ausgestattet, hätte der Zuschlag wegweisenden Charakter. «In den nächsten Wochen gibt es Gespräche, wie es weitergeht. Der Vertrag läuft Ende 2012 aus», sagte Andreas König, NetApp-Europachef und direkt zuständig für die Finanzierung der 17-köpfigen Equipe, die von Jens Heppner mitgeleitet wird, der vor genau zehn Jahren beim Giro zehn Tage das Rosa Trikot trug - in bewegten Telekom-Zeiten.
Für die Startberechtigung des sportlich nicht zwingend qualifizierten Teams in Italien reicht diese Symbolik natürlich nicht. Stärkstes Argument dürfte die vom neuen Giro-Chef Michele Acquarone gewünschte Marktöffnung sein. Der schneidige Italiener weiß, wovon er spricht. NetApp - Jahresumsatz rund fünf Milliarden Euro - beliefert den Giro bereits mit seinem Daten- und Zahlenmanagement.
«Deutschland ist ein Riesenmarkt - wir sind ein weltweiter Sponsor. Für unser junges Team wäre es eine Riesen-Bestätigung», fasste König die Argumente für eine Startzusage zusammen. Schärfste Konkurrenten bei der Wild-Card-Vergabe dürften die italienischen Mannschaften, Europcar aus Frankreich (mit dem Tour-Vierten Thomas Voeckler), Project 1T4I (Niederlande) mit den deutschen Topsprintern Marcel Kittel, John Degenkolb und Roger Kluge sowie Type 1 aus den USA sein.
Im dritten Jahr seines Bestehens peilt NetApp seine erste Drei-Wochen-Rundfahrt an und versteht den Giro natürlich als Sprungbrett für die Tour de France. Von Frankreich schwärmte König schon bei der Teamgründung und danach beim Tourstart 2010 in Rotterdam. 2012 sollte es soweit sein. Doch ein schmaler Etat und großer Konkurrenzdruck für die blutjungen Aufsteiger in den Professional-Continental-Bereich ließen NetApp bescheidender werden.