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Marcel Kittel hat seinen Marktwert nach den vier Tour-Etappensiegen deutlich gesteigert. Foto: Yoan Valat
22.07.2013 14:00
Sprintkönig Kittel nach der Tour begehrt

Paris (dpa) - Es wurde spät im «Le Chalet de Neuilly» in der Rue du Commandant Pilot. Nach dem großen Coup auf den Champs Elysées ließen es der neue Sprint-Star Marcel Kittel und Co. bei der teaminternen Abschlussfeier im Nachgang der 100. Tour de France bis 3 Uhr morgens krachen.

Und das breite Grinsen dürfte auch kaum am Montag bei der Zeitungslektüre aus dem Gesicht des deutschen Youngsters gewichen sein. «Kittel An-1» (das erste Jahr) war in großen Lettern im Tour-Organ «L'Équipe» zu lesen. Für die Franzosen ist längst klar: Die Wachablösung ist vollzogen, der 25-jährige Kittel hat mit seinen vier Etappensiegen den in Frankreich wenig geliebten Ex-Weltmeister Mark Cavendish als Sprintkönig abgelöst.

So sprach Kittel «vom schönsten Tag in meinem Radfahrerleben». Mit einem kraftvollen Sprint hatte er seine Rivalen André Greipel und Cavendish beim Flutlicht-Finale auf dem Prachtboulevard keine Chance gelassen. Eine Dominanz, die auch der oftmals arrogant wirkende Cavendish eingestand. Es sei kein Zufall, dass Kittel ihn geschlagen habe. Ein seltenes Lob, dass sein Dauerrivale Greipel nie vom Briten erhalten hatte.

Vier Tour-Etappensiege in einem Jahr, dazu das Gelbe Trikot zum Auftakt, das war bislang nur Didi Thurau 1977 (fünf Siege) geglückt. Und einen deutschen Sieg beim Prestigesprint in Paris hatte es letztmals durch Olaf Ludwig vor 21 Jahren gegeben. Sportlich taugt Kittel als neues, unverbrauchtes Gesicht im von vielen Krisen erschütterten Radsport, auch in Sachen Doping bezieht der gebürtige Arnstädter klar Stellung. «Wenn meine vier Siege dazu führen, dass die Zweifel in Deutschland wieder verstummen und wir nicht mehr mit unseren Vorgängern, mit denen wir nichts zu tun haben, verglichen werden, dann bin ich sehr glücklich», sagte Kittel und setzte sich erneut für einen strikten Anti-Doping-Kampf ein.

Auch wenn das Radsport-Klima in Deutschland nach wie vor nicht das beste ist, klingeln bei Kittel nun die Kassen. In der laufenden Woche geht er bei einer Reihe von lukrativen Kriterien in den Niederlanden und Belgien an den Start. Er zählt dabei zu den Zugpferden. «Man bekommt in den Verhandlungen schon ein aktuelles Feedback, dass der Marktwert bei Marcel gestiegen ist. Er sollte jetzt aber nicht nur auf das Geld schauen», sagte Kittels Manager Jörg Werner der Nachrichtenagentur dpa. Dass die großen Sponsoren aber nun Schlange stehen, dürfe man nicht erwarten. «Wir müssen in Deutschland das Vertrauen Stück für Stück zurückholen.»

Mit der Aufpolierung des Radsport-Images kann Kittel am Sonntag in Bochum fortfahren, wenn er beim Sparkassen-Giro neben Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin an den Start geht. Danach ist auch eine Teilnahme bei den Cyclassics in Hamburg (25. August), dem bedeutendsten Radrennen in Deutschland, fest eingeplant. Ein WM-Start ist dagegen aufgrund des schweren Kurses in Florenz eher fraglich. Aber mit bislang 15 Siegen in 2013 kann sich die Saison des Fahrers vom Team Argos-Shimano auch so sehen lassen.

Erfolge, die Begehrlichkeiten wecken. So steht Kittel, dessen Vertrag Ende 2014 ausläuft, bei vielen Teams ganz oben auf der Wunschliste. «Es gibt Interessenten, das ist kein Geheimnis. Wir sollten uns irgendwann mit Argos an einen Tisch setzen und schauen, wie die Lösung aussieht. Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Marcel kann noch zehn Jahre fahren», ergänzte Werner, der von einer Wachablösung im Sprintbereich noch nicht sprechen wollte: «Im Sport ist es immer eine Momentaufnahme. Die Erfolge muss sich Marcel neu erarbeiten.»


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