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Michael Lehner (Foto von 2007) kritisiert das Vorgehen der NADA. Foto: Marijan Murat
23.08.2012 16:22
Sportrechtler Lehner kritisiert NADA-Vorgehen

Berlin (dpa) - Mehr als fünf Jahre nach dem Eklat um das deutsche Telekom-Team prüft die Nationale Anti-Doping-Agentur Schritte gegen Radprofis und Betreuer - nach Ansicht von Sportrechtler Michael Lehner reichlich spät.

«Das ist schon sehr merkwürdig», betonte der Anwalt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die NADA hatte erst das Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Freiburg abgewartet, ehe sie sich in dieser Woche in den Fall einschaltete und Akteneinsicht beantragte. «Das kommt sehr spät», fand Lehner und ergänzte durchaus vorwurfsvoll: «Das hätte man schon längst machen können, wenn man es richtig gewollt hätte.»

In der Affäre geht es um jahrelange Dopingpraktiken im deutschen Team. Wie der «Spiegel» unter Verweis auf den zuständigen Freiburger Oberstaatsanwalt Christoph Frank berichtete, sei etwa Eigenblutdoping bei drei Fahrern im Jahr 2006 nachweisbar. Der Verdacht, dass sich zwei Ärzte und drei Betreuer einer Straftat schuldig gemacht hatten, habe aber für eine Anklage nicht ausgereicht. Daher mussten die Ermittler das Verfahren vor wenigen Wochen einstellen.

Nun will die NADA an die Beweise ran. «Die Staatsanwaltschaft Freiburg mit dem Schwerpunkt Doping ist für uns in dieser Sache ein guter Ansprechpartner», betonte Chefjustiziar Lars Mortsiefer. «Ich gehe davon aus und hoffe, dass man uns bei unseren Bemühungen unterstützen wird.» Eine Sprecherin sagte, dass man die Freiburger Untersuchung bisher nicht habe beeinflussen wollen und daher jetzt erst aktiv werde. «Erst mit Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen können wir uns ein Gesamtbild verschaffen», hatte Mortsiefer schon zu Wochenbeginn verkündet.

Diese Begründung stellt Lehner nicht zufrieden. Schon in der Vergangenheit habe es «genug Material gegeben, etwa das Geständnis von Patrik Sinkewitz», betonte der Anwalt. Der frühere Profi von T-Mobile hatte zum Teil detailliert über Manipulationen im Rennstall berichtet. 2007 hatten etliche andere Fahrer wie Erik Zabel, Rolf Aldag, Udo Bölts und Bjarne Riis ebenfalls gestanden. Die Deutsche Telekom zog sich daraufhin aus dem Profiradsport zurück.

Andreas Klöden streitet Doping dagegen bis heute vehement ab. Womöglich könnte es aber just ihn als immer noch aktiven Fahrer treffen, sollte die NADA Strafen oder Sperren anstreben. «Grundsätzlich sind Sanktionen gegen die betroffenen Sportler möglich», sagte Mortsiefer. «Entscheidend sind aber die zum Zeitpunkt des möglichen Verstoße geltenden Regelwerke.»

Eine Doping-Verjährungsfrist von acht Jahren wäre bei einem konkreten Verdachtsfall noch nicht abgelaufen: Klöden soll wie Sinkewitz und Matthias Kessler zu den Fahrern gehört haben, die während der Tour de France 2006 bei einem Kurztrip von Straßburg nach Freiburg Blutdoping betrieben haben sollen. Das ist laut «Spiegel» eine der Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft.

Von jenem sogenannten «Rheinkonvoi» und generell einem jahrelangen systematischen und perfektionierten Doping unter ärztlicher Kontrolle hatte eine Untersuchungskommission der Uniklinik Freiburg bereits 2009 berichtet. Der NADA waren jene Erkenntnisse für die Einleitung eines sportrechtlichen Verfahrens aber zu wenig.


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