Gap (dpa) - Nach den Demütigungen in den Alpen hat Lance Armstrong auf der Bummelfahrt nach Gap sein erstes kleines Erfolgserlebnis gefeiert. Am bisher heißesten Tag der 97. Tour de France sorgte Teamkollege Sergio Paulinho für den ersten Etappensieg seiner US-Equipe.
«Ja!!! Glückwunsch an Sergio Paulinho!!! Das ist ein großartiges Resultat für das Team RadioShack», twitterte der 38-jährige Armstrong, nachdem Paulinho den Gastgebern am französischen Nationalfeiertag die Party verdorben hatte.
Auch für die deutschen Radprofis verlief der 10. Tagesabschnitt über 179 Kilometer enttäuschend. Obwohl sich gerade die Milram-Fahrer für klassische Ausreißer-Etappen viel vorgenommen haben, waren Linus Gerdemann und Co. in der entscheidenden Fluchtgruppe nicht vertreten. «Leider hat keiner von uns die richtige Gruppe erwischt», sagte Milram-Kapitän Linus Gerdemann. Auch Tony Martins frühe Attacke blieb erfolglos. «Da war nur ein Franzose dabei. Wäre heute nicht Nationalfeiertag, hätte das klappen können», meinte der Columbia- Fahrer.
Besser lief es für Paulinho. Der 30 Jahre alte Portugiese hatte sich mit Wassil Kirjienka am letzten Anstieg von einer ursprünglich sechsköpfigen Spitzengruppe gelöst und den Weißrussen auf den zweiten Platz verwiesen. Anschließend feierte er ausgelassen den ersten Tour- Etappensieg seiner Karriere. «Das ist noch mehr wert als meine Silbermedaille von Athen», sagte der Olympia-Zweite von 2004.
Im Gesamtklassement änderte die Etappe, die von den Favoriten wegen der Hitze zur Bummeltour umfunktioniert wurde, nichts: Jens Voigts Teamkollege Andy Schleck führt weiter mit 41 Sekunden vor Vorjahressieger Alberto Contador, der den Pyrenäen entgegenfiebert. «Das war heute ein schöner erster Tag in Gelb. Als die Spitzengruppe weg war, hatten wir im Feld keinen Stress mehr», sagte Schleck nach seiner Jungfernfahrt im «Maillot Jaune». Das Feld mit den Favoriten erreichte das Ziel 14:19 Minuten nach dem Tagessieger.
Die enormen Anstrengungen der vorangegangenen drei Alpenetappen, auf denen der weiter unauffällige Armstrong seinen rapiden Absturz erlebt hatte, forderten am Mittwoch ihren Tribut. Dies nutzte eine am Ende erfolgreiche Fluchtgruppe. Am Start in Chambéry hatte Armstrong in der Affäre Landis zum ersten Mal Bereitschaft zur Kooperation mit den gegen ihn ermittelnden US-Behörden signalisiert.
Schon an der ersten von drei Steigungen hatten sich sechs Ausreißer nach 34 Kilometern - wieder mal ohne das bislang blasse Milram-Team - auf den Weg gemacht. Vor allem Maxime Bouet und Pierre Rolland wurden für ihre couragierte Flucht am 14. Juli von Zehntausenden bejubelt. Am Ende feierten aber andere - die Franzosen mussten mit Rang vier von Pierre Rolland zufrieden sein.
Schwere Stunden hatte wieder Weltmeister Cadel Evans zu überstehen: Mit einem punktuellen Bruch des Ellenbogens hatte der Australier seine Tour der Leiden fortgesetzt und mit 180 Konkurrenten in Chambéry am Start gestanden. Am Vortag hatte der 33-Jährige in Saint-Jean-de-Maurienne sein Gelbes Trikot verloren. «Es ist eine kleine, punktuelle Fraktur, die ihn nicht hindert, den Arm zu bewegen oder Rad zu fahren. Der einzige Nachteil: Die Verletzung ist sehr schmerzhaft», sagte BMC-Teamarzt Max Testa.