St. Wendel (rad-net) - Bei den Cross-Country-Europameisterschaften in St. Wendel geht Adelheid Morath für Deutschland mit Medaillenchancen ins Rennen der Elite-Frauen am Sonntag. Auf Rechenspiele will sich die Weltcup-Sechst von Albstadt dabei nicht einlassen.
Durch ihre hervorragende Vorstellung am vergangenen Wochenende ist die 29-Jährige aus Freiburg in den erweiterten Kreis der Medaillenkandidatinnen gerückt.
Albstadt-Siegerin Pauline Ferrand Prevot und die Dritte Jolanda Neff gehören noch der U23-Kategorie an und müssen die kontinentalen Titelkämpfe auch in dieser bestreiten - damit fallen schon zwei Konkurrentinnen raus. Die Albstadt-Vierte Catharine Pendrel ist Kanadierin, damit würde Morath bei einem ähnlichen Zieleinlauf rein rechnerisch schon auf einem Podestplatz stehen. Theoretisch.
«Ich habe in Albstadt gezeigt, dass ich Medaillenchancen habe, aber es müsste schon alles passen», sagt Morath zurückhaltend. «Rechenspiele im Vorfeld gehen meistens nicht auf. Wichtig ist in St. Wendel auch der Rennverlauf», fügt sie mit Blick auf die taktische Komponenten an.
Teamkollegin Sabine Spitz startet am Sonntag um 10:30 Uhr ebenfalls mit Ambitionen. Viermal schon hat sie St. Wendel als internationale Medaillengewinnerin verlassen, 2008 als Europameisterin.
«Ich bin ganz optimistisch», sagt die 42-Jährige und kann dabei auf hohe Temperaturen hoffen, die sie so liebt.
Zu den Favoritinnen zählen die Norwegerin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida), Zweite in Albstadt, und Irina Kalentieva (Rusvelo), die den Weltcup ausgelassen hat und vielleicht als die Frischeste unter allen Kandidatinnen ins Rennen geht. Die Polin Maja Wloszczowska (Liv Pro XC) müssen Spitz & Co. aber genauso auf der Rechnung haben wie die Dänin Annika Langvad (Specialized Racing).
«St. Wendel wird ein ganz anderes Rennen», kündigte Dahle-Flesjaa bereits am Sonntag an. Gemessen an den Weltcup-Resultaten dieses Jahres war die Norwegerin immer die beste europäische Elite-Fahrerin - abgesehen von Cairns, wo sie nicht gestartet war. «Eine klare Favoritin gibt es nicht», meint auch Adelheid Morath, die auf jeden Fall eine gute Form mit bringt. Trotz der Prellungen von ihrem Sturz in Albstadt, wegen denen sie ihren heutigen Staffeleinsatz absagen musste. Für die Deutsche wird es auf die richtige Tagesform ankommen.
Der «Old-School-Kurs» in St. Wendel, 7,34 Kilometer lang und mit 274 Höhenmetern pro Runde, hat im Vergleich zu anderen Rennstrecken kaum fahrtechnische Anforderungen zu bieten. Für Morath muss das kein Nachteil sein. Andererseits wird es auf der Strecke wichtig sein, möglichst lange in einer Gruppe zu fahren, um den Windschatten ausnutzen zu können. «Taktische Rennen mag ich nicht so. Mir ist es lieber, wenn Druck gemacht wird», sagt Morath. Sabine Spitz kann damit schon mehr anfangen.
Hanna Klein (BH Sr Suntour-KMC) erwischte in Albstadt keinen besonders guten Tag. Das lag nach ihren Schilderungen aber eher am Mentalen. «Meine Form ist eigentlich gut», sagt Klein, der große Hitze allerdings nicht in die Karten spielen wird. Unter den Nominierten befinden sich auch Namen, mit denen viele nicht unbedingt gerechnet haben. Am wenigsten vielleicht mit Nina Wrobel (Merida Schulte). Die Freiburger Ärztin hat sich mit Rang 22 in Albstadt für die EM empfohlen, sechs Jahre nachdem sie zum letzten Mal mit dabei war, seinerzeit ebenfalls in St. Wendel.
Damals hatte sie aufgrund gesundheitlicher Probleme eigentlich abgesagt, war die Staffel dann aber doch gefahren. «Die habe ich dann auch ziemlich versiebt», blickt sie kritisch zurück. Die gesundheitlichen Irritationen sind zwar immer noch nicht komplett behoben, aber Wrobel weiß inzwischen wie sie damit umgehen muss.
«Ich freue mich riesig, wieder dabei zu sein», sagt die 30-Jährige.
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