Pietermaritzburg (rad-net) - Der 22-jährige Markus Schulte-Lünzum steht vor seiner ersten Elite-Saison im Weltcup. Der DM-Dritte könnte die Lücke zu Manuel Fumic und Moritz Milatz in den nächsten Jahren schließen - den ersten Schritt dazu will er am Sonntag beim Weltcup-Auftakt in Südafrika machen.
Pietermaritzburg wird nicht sein erster Elite-Weltcup sein. 2010, da gab es noch keinen U23-Weltcup, da blieb nichts anderes als das Elite-Rennen. Markus Schulte-Lünzum musste sich in seinem ersten U23-Jahr in Offenburg zum Beispiel mit der Nummer 235 an den Start stellen, nachdem er im Jahr zuvor noch Dritter des Junioren-Rennens gewesen war.
Der Westfale fuhr ein starkes Rennen und erreichte das Ziel als 70. Auch seine anderen Weltcup-Einsätze 2010 verliefen ähnlich. Sich aus einer Position jenseits der 200 nach vorne zu fahren, das ist natürlich was anderes, als das, was ihn am Sonntag in Pietermaritzburg erwarten wird. Als aktuell 33. der Weltrangliste startet der U23-Weltcup-Sieger des vergangenen Jahres auch von dieser Position. Und hat sein persönliches Ziel fast schon vor Augen.
«Ich will konstant in die Top 20 fahren», hat Schulte-Lünzum als Ziel formuliert. Um dann noch ein weiteres hinterherzuschieben, das vielleicht mehr in die Kategorie Wünsche gehört: «Einmal in die Top Ten.» Dafür muss alles zusammenpassen. Phantasterei ist das aber nicht. Im Val di Sole gewann Schulte-Lünzum das U23-Rennen in 1:22:43 Minuten. Die Elite fuhr bei vergleichbaren Bedingungen eine Runde mehr und mit seiner Endzeit wäre der Halteraner dort als Siebter in die letzte Runde gegangen.
Sicher lässt sich das nicht eins zu eins hochrechnen, doch es lässt den Schluss zu, dass das für den 22-Jährigen an einem entsprechenden Tag Wirklichkeit werden kann. Sich selbst die Latte realistisch, aber doch möglichst hoch zu legen, das gehört auch zu dem Nationalfahrer. «Als ich bei den Junioren mal Dritter in Offenburg war, da war das ab sofort immer das Ziel», lässt er wissen. Hat nicht immer geklappt, aber es hat entsprechend motiviert.
Markus Schulte-Lünzum rechnet natürlich auch mit einer weiteren Leistungssteigerung. Der kontinuierliche Anstieg der Leistungskurve, das ist ohnehin der rote Faden, der sich durch seine bisherige Karriere zieht, was vielerorts bewundernd registriert wird. Die Erklärung dafür sieht Schulte-Lünzum in der «nachhaltigen» Entwicklung, auf die sein Trainer Siegfried Kettmann Wert gelegt hat. Akribisch habe er auch immer aufgeschrieben, was geklappt hat und was nicht.
«Ich interessiere mich selbst einfach dafür wie Training funktioniert», so der DM-Dritte 2013. Und über die langfristige Strategie sagt er: «Wir wollten nicht schnell nach oben schießen. Deshalb habe ich auch erst im vergangenen Jahr angefangen, die ganz intensiven Intervalle zu trainieren», erklärt er.
Zweimal Top 20, das würde auch die WM-Qualifikation bedeuten. Darüber macht sich der Focus-Fahrer jedoch nur wenige Gedanken. Zumal er sich das ja sowieso zum Ziel gesetzt hat. «Bisher habe ich mir die Kriterien noch nie angeschaut. Ich wusste ja, wenn ich gut fahre, bin ich automatisch dabei.»
Auf nachhaltige Entwicklung setzt Schulte-Lünzum auch in Sachen Team. Seit 2008 fährt er schon in den Reihen des Teams von Matthias Beck, erst unter der Flagge von MIG und jetzt unter Focus XC Pro. Dort hat er, trotz Anfragen anderer Teams, für drei weitere Jahre unterschrieben. Das Verhältnis ist gewachsen und beim Pressecamp des Teams im Panoramahotel in Oberjoch vergangene Woche war auch zu spüren, dass der Student auch eine Kapitänsrolle innehat.
Beim Fotoshooting denkt er mit, hat Ideen, heitert die fünf Teamkollegen auf und ist zu «Schandtaten» bereit. Das Foto im Pool in Radklamotten fällt zwar den kühleren äußeren Umständen zum Opfer, lässt aber ahnen, dass der West-Münsterländer auch Witz und eine Prise Talent für die Show besitzt. Jedenfalls mehr als man hinter der Fassade des ruhigen Typs vermuten würde.
Mit Pietermaritzburg hat Markus Schulte-Lünzum noch eine Rechnung offen. Bei der WM im September erlitt er an zweiter Stelle liegend einen Defekt, danach hatte der Medaillenkandidat keine Chance mehr. Einer der wenigen Momente, in denen man ihn letztes Jahr unzufrieden erleben konnte. Das soll sich am Sonntag nicht wiederholen.
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