Kopenhagen (dpa) - Tony Martin und André Greipel sollen's richten. Mit dem Top-Duo in vorderster Linie geht der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei den Weltmeisterschaften auf Medaillenjagd.
In Kopenhagen will Martin seine überragende Zeitfahr-Saison am Mittwoch mit der ersten Goldmedaille krönen - Sprinter Greipel soll mit prominenter Unterstützung am Sonntag gar eine 45-jährige Durststrecke beenden. «Wir haben eine starke Mannschaft, alle sind gesund und ziehen an einem Strang», sagte BDR-Vizepräsident Udo Sprenger und prophezeite: «Die eine oder andere Medaille werden wir schon holen.» Bei seiner Rechnung hofft er auch auf Judith Arndt und Ina-Yoko Teutenberg.
Der größte deutsche Hoffnungsträger ist zweifelsohne Martin, der in diesem Jahr schon sechs Zeitfahren gewonnen hat und bei der Tour de France und der Vuelta auch Superstar Fabian Cancellara bezwang. Nach zweimal WM-Bronze nacheinander hat der 26-Jährige nur ein Ziel. «Ich habe ganz klar formuliert, dass ich in diesem Jahr Zeitfahr-Weltmeister werden will», betonte der gebürtige Cottbuser.
Allerdings urteilte er nach einer Besichtigung der Strecke: «Auf den ersten Eindruck kommt mir der WM-Kurs nicht zu 100 Prozent entgegen. Es geht oft um die Ecken. Für einen Fahrer wie mich, der erst richtig ins Rollen kommen muss, ist das nicht perfekt.» Das längste gerade Stück, auf dem er richtig Fahrt aufnehmen könne, sei etwa drei Kilometer lang. «Martin ist nicht automatisch Favorit», warnte auch Sprenger und verwies auf die Klasse von Cancellara - der Schweizer sei auf den 46,4 Kilometern definitiv Martins härtester Konkurrent. «Im Endeffekt wird es ein Zweikampf», ist sich der Verbandsfunktionär sicher.
Im Straßenrennen fallen Prognosen deutlich schwerer, zumal fast alle Nationen ihre schnellsten Fahrer auf den flachen Sprinterkurs nach Dänemark schicken. Der Hürther Greipel, der bei der Tour im Juli mit seinem Etappensieg endgültig in der Weltspitze angekommen ist, weiß um die Unwägbarkeiten bei dem Rennen über 266 Kilometer. «Es bedarf eines gut eingespielten Teams mit viel Erfahrung, um das Finale perfekt vorzubereiten», betonte Greipel, der es im Sprint wohl wieder mit seinem früheren Intimfeind Mark Cavendish zu tun bekommt.
Der 29-jährige Greipel kann der dritte deutsche Weltmeister nach Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) werden. Die bärenstarken Youngster Marcel Kittel und John Degenkolb haben ihre Hilfe zugesagt. «Alles ist auf Greipel ausgerichtet», unterstrich BDR-Vize Sprenger.
Wie viele Medaillen er erwartet, will Sprenger nicht verraten, aber dass es zwei bei den Frauen sein können, hält er für wahrscheinlich. «Im Zeitfahren kann Arndt bestimmt unter die Ersten kommen», meinte Sprenger und ergänzte mit Blick auf das Straßenrennen: «Der Sprintkurs ist für Teutenberg eigentlich wie gemalt.» Arndt stürmte vor sieben Jahren zu WM-Gold, den bis dato letzten BDR-Sieg im Straßenrennen verbuchte Regina Schleicher 2005.
Bei den Nachwuchswettbewerben gibt der BDR keine Medaillen als Ziel aus, zumal die Medaillengewinner aus dem Vorjahr - Kittel und Degenkolb - diesmal bei den Profis fahren. 2010 brachte das deutsche Team viermal Edelmetall aus Australien mit nach Hause - Gold war nicht dabei. Das soll sich diesmal ändern.