Gap (dpa) - Der Radsport-Weltverband UCI will Dopingverfahren beschleunigen und damit das stark beschädigte Image der Branche wieder etwas aufwerten. UCI-Chef Pat McQuaid strebt die Einrichtung eines «unabhängigen Gerichts» an, das für Profis der ersten und zweiten Division zuständig sein soll.
Diesen Vorschlag unterbreitete der Ire in einem Interview der französischen Sportzeitung «L'Équipe». McQuaid will die bisher zuständigen Landesverbände aus der Verantwortung nehmen und die Urteilsfindung damit entscheidend erleichtern.
Ein negatives Beispiel für den langen Weg der Doping-Verfahren ist die Causa Alberto Contador, die bereits zwölf Monate andauert. Der Spanier wurde im Juli 2010 des Clenbuterol-Dopings überführt. Der spanische Landesverband reagierte erst auf UCI-Aufforderung und nahm sich des Falles an. Contador wurde zu Hause freigesprochen, weil seiner Version vom verseuchten Steak Glauben geschenkt worden war. Gegen den Freispruch erhoben UCI und Welt-Anti-Doping-Agentur WADA Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS.
Diese letzte sportjuristische Instanz verschob den ursprünglich im Juni angesetzten Termin auf den 1. bis 3. August, so dass Contador bei der laufenden Tour de France freie Fahrt hatte. Das Urteil könnte sich nach Aussagen von CAS-Sprechern bis in den September ziehen. Bei einem Schuldspruch drohen dem Madrilenen eine Zweijahressperre und die Aberkennung aller seiner Erfolge seit Juli 2010. Damit hätte sein möglicher vierter Toursieg jeden Wert verloren.
«Mit dem Fall Contador sind wir ganz unten angekommen. Tiefer geht es nicht», sagte McQuaid in dem Interview weiter. Dass der augenblickliche Träger des Gelben Trikots, Thomas Voeckler, mit den Topfahrern in den Pyrenäen mitgehalten habe, sei laut McQuaid ein ermutigendes Zeichen im Anti-Doping-Kampf. «Man muss den Siegern wieder glauben können», forderte der UCI-Präsident.
Derweil war auch die B-Probe des russischen Radprofis Alexander Kolobnew positiv, wie die UCI am Mittwoch bestätigte. Der 30-Jährige war am 6. Juli positiv auf das verbotene Medikament Hydrochlorothiazid (HCT) getestet und daraufhin von seinem Team Katusha während der Tour suspendiert worden. Das harntreibende Mittel wird oft zur Verschleierung von Doping-Substanzen benutzt.
Kolobnew drohen die Entlassung, eine Zweijahressperre und eine hohe Geldstrafe. Sein Team will aber erst das Vorgehen des russischen Verbandes gegen Kolobnew abwarten, hieß es in einer Pressemitteilung der Mannschafts-Leitung. Bis dahin bleibt der Radprofi lediglich suspendiert.