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BDR-Sportdirektor Patrick Moster ist für die Olympischen Spiele zuversichtlich. Foto: Michael Deines
06.08.2016 10:22
BDR-Sportdirektor Moster: «Können zwischen sechs und neun Medaillen gewinnen»

Rio de Janeiro (rad-net) - Gestern wurden die Olympischen Spiele 2016 im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro eröffnet. BDR-Sportdirektor Patrick Moster spricht im Interview über die Medaillenhoffnungen und Chancen der deutschen Rad-Mannschaft.

Die Straßen- und Bahnfahrer sind inzwischen alle in Rio angekommen. Wie ist die Stimmung im Team vor der Eröffnungsfeier?

Moster: Sehr gut, die Athletinnen und Athleten haben sich im Dorf eingerichtet und die ersten Trainingseinheiten absolviert. Miriam Welte und Max Niederlag haben sich beim Bahntraining in der kühlen Halle etwas erkältet, aber sie starten erst in der kommenden Woche in ihre Wettkämpfe. Da bin ich zuversichtlich.

In London war der Bund Deutscher Radfahrer mit sechs Medaillen einer der erfolgreichsten deutschen Fachverbände. Was erwarten Sie diesmal in Rio?

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir zwischen sechs und neun Medaillen gewinnen können. Wir haben trotz der Erfolge der letzten Jahre unsere Zielstellung nie aus den Augen verloren und sind sehr froh, diesmal in allen Radsport-Disziplinen an den Start gehen zu können. Das war in London noch nicht der Fall. Aber man braucht auch Glück, was wir bei der Wahl der Strecken im Straßenrennen nicht hatten. Tony Martin wird auf dieser bergigen Zeitfahrstrecke leider nicht um die Goldmedaille mitfahren können. Deshalb mussten wir unsere Erwartungshaltung ein wenig korrigieren.

Wie sind denn Ihre Prognosen für die Straßenwettbewerbe?

Dort werden die Bergfahrer um die Medaillen kämpfen. Ob auch Tour-Sieger Christopher Froome dazu gehört, wird davon abhängen, wie seine Form nach der Frankreich-Rundfahrt sein wird. Ich rechne in Rio eher mit Leuten, die in der Tour nicht jeden Tag hundert Prozent geben mussten und sich punktuell im Hochgebirge zeigten wie der Kolumbianer Pantano. Im Zeitfahren ist sicherlich Froome Favorit Nummer 1.

Und wie stehen die Chancen der Deutschen im Frauenrennen?

Dort haben wir eine sehr starke Mannschaft am Start: Claudia Lichtenberg und Lisa Brennauer können um die Medaillen mitfahren; Trixi Worrack und Romy Kasper werden starke Helferinnen sein. Aber wie schon gesagt, man braucht auch Glück.

Kalkulierbarer ist es auf der Bahn. Wird Kristina Vogel die Königin der Bahnwettbewerbe?

Möglich ist es, denn sie hat sowohl im Keirin als auch im Sprint und im Teamsprint zusammen mit Miriam Welte Medaillenchancen. Die Konkurrenz gerade im Teamsprint ist aber in den letzten vier Jahren größer geworden. Im Teamsprint der Männer will das Trio Eilers, Enders, Niederlag um Gold kämpfen, im Keirin erwarte ich Maximilian Levy vorn, und auch Roger Kluge wird im Omnium um eine Medaille kämpfen.

Zum ersten Mal seit zwölf Jahren steht wieder ein deutscher Bahnvierer bei den Männern am Start. Mit welchen Aussichten?

Der Vierer hat langfristige Ziele, will in Tokio in vier Jahren um den Sieg mitfahren. Wenn es gut läuft, hat er in Rio die Chance auf das kleine Finale. Im Frauenvierer steht hinter dem Einsatz von Charlotte Becker noch ein Fragezeichen. Ihre Verletzung verbessert nicht gerade die Ausgangsposition. Die Bahndisziplinen insgesamt betrachtet, bleibt festzuhalten, dass wir unsere Vormachtstellung bei der Weltmeisterschaft in London untermauert haben, wir uns in allen Bereichen seitdem steigern konnten, wir in allen zehn Bahnentscheidungen am Start stehen und daher sehr zuversichtlich in die Wettkämpfe gehen.

Im Mountainbike hat Olympiasiegerin Sabine Spitz eine starke Saison geboten und auch Helen Grobert konnte sich zuletzt wieder steigern. Bei den Männern ist dieser Trend nicht erkennbar.

Dabei hat Manuel Fumic derzeit ein hohes Leistungsniveau. Seine Daten sind vielversprechend, leider konnte er das bisher in den Wettkämpfen nicht zeigen. Ich hoffe, dass er in Rio den Schalter umlegen und zeigen kann, was in ihm steckt. Auch bei Moritz Milatz ist eine steigende Tendenz erkennbar.

Welche Chancen haben die beiden BMX-Fahrer Nadja Pries und Luis Brethauer?

Wir sind glücklich, zum ersten Mal sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen einen Fahrer beziehungsweise eine Fahrerin an den Start zu schicken und hoffen, dass beide mit guten Leistungen in den Vorläufen auch ins Finale kommen.

Die Angst, dass sich Sportler am Zika-Virus anstecken, war vor den Spielen sehr groß. Wie ist da der aktuelle Stand?

In Rio ist derzeit Winter, das heißt die Gefahr ist schon einmal rein biologisch geringer. Der Deutsche Olympische Sportbund hat uns im Vorfeld gut aufgeklärt und auf die Gefahren hingewiesen. Auch bei der Einkleidung wurden die Sportlerinnen und Sportler noch einmal ausführlich darüber informiert. Außerdem haben wir zwei Ärzte in unserem Team. Ich mache mir da ehrlich gesagt nicht so viele Sorgen.

Go for Rio: Die Olympiakandidaten des BDR


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