Porto Vecchio (dpa) - Lance Armstrong hinkt seinem persönlichen Zeitplan erheblich hinterher. 97 Tage vor dem Startschuss der Tour de France in Rotterdam macht sich sein RadioShack-Teamchef und langjähriger Mentor Johan Bruyneel langsam Sorgen.
Im abschließenden Zeitfahren des 79. Critérium International verlor der 38-jährige Armstrong auf 7,7 Kilometern in seiner einstigen Parade-Disziplin 19 Sekunden auf den Tagessieger David Millar (Schottland/09:50 Minuten) und 18 auf seinen großen Widersacher Alberto Contador (Spanien), der im Kampf gegen die Uhr in Porto Vecchio auf Korsika mit Rang zwei zufrieden sein musste.
In der Gesamtwertung sammelte Armstrong einen Rückstand von über fünf Minuten auf den Sieger Piereck Fedrigo. Der Franzose, der Armstrong zum Auftakt bei der Bergankunft auf den Col de l'Ospedale 4:52 Minuten abgenommen hatte, machte den Erfolg der Mini- Tour über zwei Tage perfekt und folgte damit Jens Voigt in der Siegerliste. Der Titelverteidiger und fünffache Gesamtsieger aus Berlin war nicht am Start.
«Ich hatte ein solches Szenario erwartet, seine Kondition ist gut, aber an den besonderen Speed im Rennen hat er sich noch nicht gewöhnt», mahnte Bruyneel, der ähnliche Mängel schon bei Armstrongs Europa-Saisonstart bei der Murcia-Rundfahrt festgestellt hatte. Dass sein großer Widersacher Contador, durch eine Pollen-Allergie gehandicapt, beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Tour-Giganten in diesem Jahr am Berg auch über eine Minute verlor, konnte das Armstrong-Lager wenig trösten.
«Mein Magen machte mir noch zu schaffen, aber das geht vorbei», sagte Armstrong nach der 1. Etappe und verwies auf seine Magen-Darm- Grippe, die ihn schon die Teilnahme am Frühjahrsklassiker Mailand-San Remo gekostet hatte. «Ich bin 2010 noch nicht viele Rennen gefahren, wir sind erst im März», sagte der Tour-Dritte des Vorjahres. Ein voller Renn-Terminkalender in den beiden kommenden Monaten soll ihn auf Trab bringen. Die große Schleife will er zum achten Mal gewinnen.
Gesellschaftliche Verpflichtungen des Anti-Krebs-Aktivisten scheinen Armstrong mehr zuzusetzen als früher: Am 22. März empfing ihn Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zum Essen, einen Tag später besuchte er den an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankten Ex-Toursieger Laurent Fignon. Vor zwei Wochen hatte Armstrong an einem Wohltätigkeitsrennen in Kapstadt/Südafrika teilgenommen.