Berlin (dpa) - Das Teil-Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS hat Jan Ullrichs Rückkehr auf das öffentliche Parkett vorerst gebremst. Die von seinem Management vorbereitete ausführliche «Erklärung», die vielleicht auch Geständnis genannt werden kann, bleibt noch in der Schublade.
Bis der CAS in «ungefähr sechs Wochen» das endgültige Urteil fällt, ob Ullrich lebenslang für Tätigkeiten im Profiradsport gesperrt oder freigesprochen wird, «halten wir die Füße still», erklärte sein neuer Manager Falk Nier. Der durch die Doping-Affäre Fuentes schwerbeschädigte Ex-Profi soll langsam wieder salonfähig gemacht werden - Nier sprach vom geplanten Start in Ullrichs «zweite Karriere».
Das Urteil an sich interessiert das Ullrich-Lager nicht so sehr, obwohl sich ein Freispruch schön machen würde. Aber unabhängig vom CAS-Spruch plant Ullrich nach der Überwindung seines Burnout-Syndroms die Rückkehr aus der Isolation. Der Weg ist für ihn erst restlos frei, wenn er die Erinnerungen an seine sportliche Laufbahn durch ein abschließendes Urteil hinter sich lassen kann. Jetzt ist er zu weiterem Warten verurteilt - bis mindestens Mitte Januar.
Der erste Teil des Urteils umfasste am Mittwoch lediglich die gerichtliche Feststellung, dass ein Klageführer (Swiss Anti-Doping) nicht zugelassen wurde. Die Klage des Weltverbandes UCI im selben Fall wurde dagegen akzeptiert. Das Urteil folgt Anfang 2012, nach nicht weniger als knapp zwei Jahren CAS-Beschäftigung mit der Causa.
Ullrichs einst enger Teamkollege Rolf Aldag ist sich nicht ganz sicher, ob er seinem ehemaligen Kapitän und Darling der deutschen Sport-Szene zu einem «Geständnis» raten soll. Aldag hatte im eigenen Fall gute Erfahrungen mit der späten Offenheit gemacht. Er gestand zusammen mit Erik Zabel in einer groß inszenierten TV-Beichte 2007. «Ich würde es immer wieder machen», sagte der langjährige Sportchef des HTC-Highroad-Teams und jetzige Deutschland-Chef der World-Triathlon-Cooperation der Nachrichtenagentur dpa.
«Ich weiß nicht, was er gestehen kann. Dass er alle Konkurrenten geschlagen hat und dabei Waffengleichheit herrschte?», fragte Aldag. Grundsätzlich ist es laut Aldag aber sicher ratsam «aufzuräumen». Dann seien «die Lager klar: Auf der einen Seite die, die einem vergeben, auf der anderen Seite die, die einen verdammen».
Ein Geständnis sei «eine vernünftige Basis, um eine bestimmte Vergangenheit abzuschließen und das Versteckspiel zu beenden». Er wisse allerdings nicht, ob dann die Sportpolitik nicht auf den Plan treten könnte mit Forderungen nach neuen Bestrafungen, so Aldag.
Aldag berichtete in dem Zusammenhang von einem Brief des IOC-Präsidenten Jacques Rogge an ihn mit der Mitteilung, dass Recherchen zu seinem Olympia-Auftritt 2000 keine Anhaltspunkte für eine Bestrafung ergeben hätten. Das Team Telekom hatte in Sydney beim Straßenrennen vor elf Jahren einen sagenhaften Dreifachsieg errungen: Ullrich holte Gold vor Alexander Winokurow und Andreas Klöden.