Pruszkow (dpa) - Schneller Sprinter, lahme Verfolger: Wie bei den Weltmeisterschaften im März in Kopenhagen sorgten die deutschen Team-Sprinter bei der erstmals ausgetragenen Europameisterschaft im polnischen Pruszkow für das goldene Glanzlicht aus deutscher Sicht.
Der Bahnvierer, früher das Flaggschiff, tritt dagegen auf der Stelle. Mit Platz neun blieb das Quartett weit hinter den Erwartungen und muss nach der verpassten Peking-Teilnahme nach dem ersten von zwölf Qualifikationswettbewerben für London 2012 schon um den Start bei den Spielen bangen.
Im Teamsprint-Finale siegten Robert Förstemann (Gera), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin) in 44,016 Sek. in einer Neuauflage des WM-Finales von Kopenhagen gegen Frankreich und bestätigten eindrucksvoll ihren Sieg vom März. «Das ist Wahnsinn. Vor einem Jahr waren wir eine halbe Sekunde hinten dran und froh, ins kleine Finale zu kommen. Jetzt sind wir mit den Besten absolut auf Augenhöhe», freute sich Förstemann. «Das gibt Selbstvertrauen», sagte Levy, der am Sonntagabend noch eine Medaillenchance im Keirin hatte. 2009 konnte der Cottbuser dort den WM-Titel holen.
Auch Kristina Vogel aus Erfurt überzeugte im Sprint der Frauen als Zweite. Die sechsfache Junioren-Weltmeisterin, die im Mai 2009 in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt war und danach mehrere Tage im Koma lag, meldete sich damit auch auf internationaler Bühne zurück. «Sie hat ihre Chancen konsequent gesucht. Das war taktisch und kämpferisch sehr stark», lobte Bundestrainer Detlef Uibel die 20-Jährige.
Der nach Peking von Bundestrainer Andreas Petermann eingeleitete Umbruch in der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung zeigt weiterhin keine Fortschritte. Die Uhren blieben für Henning Bommel, Marcel Kalz, Robert Bengsch (alle Berlin) und Stefan Schäfer (Cottbus) erst nach 4:11,374 Minuten stehen. «Wir hatten diesmal kein homogenes Leistungsvermögen, sagte Petermann, der sicher geglaubte Qualifikations-Punkte für Olympia abschreiben musste.
Trotzdem hält der Leipziger die London-Teilnahme 2012 weiter für realistisch und will den Umbau weiter forcieren. «Wir können es uns jetzt aber überhaupt nicht mehr leisten, Geschenke zu verteilen», sagte Petermann.