Madrid (rad-net) - Der spanische Profi Marc Soler hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen den Fan einleiten zu wollen, der beim Auftakt der Tour de France den ersten Massensturz verursacht hatte. Der Fahrer von Movistar war am Samstag in den Sturz verwickelt und musste als Folge am Sonntagmorgen das Rennen noch vor dem Start der zweiten Etappe aufgeben.
«Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich denke darüber nach, die Zuschauerin vor Gericht zu bringen, denn damit ist eine ganze Tour de France für die Tonne und ich bin sehr sauer darüber», erklärte Soler im Interview mit der Zeitung «La Vanguardia».
Der Spanier war am Samstag in Folge des Massensturzes, der durch das Pappschild einer unaufmerksamen Zuschauerin ausgelöst worden war, zu Boden gegangen. Zunächst blieb der Fahrer liegen, bevor er sich mit Hilfe des Mechanikers wieder aufrappeln und anschließend aufs Rad steigen konnte. «Wir waren weit vorne dabei als ich die ganzen Jumbo-Visma-Fahrer stürzen sah und Mike Teunissen fiel direkt vor mir. [...] Ich habe versucht wieder aufzustehen, aber ich hatte gar keine Kraft in meinen Armen. Der Mechaniker hat mich an den Achseln hochgezogen und ich habe etwas benommen am Straßenrand gesessen. Es waren noch 50 Kilometer zum Ziel. Das Team hat gesagt, ich soll weiterfahren, aber ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe. Ich konnte keinen Gang mehr wechseln und ich konnte nicht bremsen.»
Soler beendete die Etappe, kam aber erst kurz vor dem Besenwagen ins Ziel. Röntgenuntersuchungen ergaben danach, dass er sich bei dem Massensturz sowohl den Ellenbogen als auch die Handgelenke gebrochen hatte. «Als ich ins Ziel kam, war ich wegen des Zeitlimits besorgt, aber im Bus konnte ich dann nicht mal meine Kleidung ausziehen, sie mussten mich mit Scheren herausschneiden. Als wir dann zum medizinischen Bus kamen, wurden meine Verletzungen diagnostiziert», berichtete der 27-Jährige von vergangenem Samstag.
Soler benötigte zwar keine Operation an den Frakturen, musste aber die Tour de France bereits Sonntagmorgen aufgeben und nun vier Wochen abseits des Rads regenerieren. Damit schied der Fahrer bereits aus seiner zweiten Grand Tour aus, nachdem er auch im Mai aus dem Giro sturzbedingt aussteigen musste. «Der Giro war wirklich frustrierend, weil es ein Rennen war, auf das ich mich über eine lange Zeit vorbereitet und bei dem ich eine große Chance hatte. Aber die Tour ist noch schlimmer, weil es nicht nur ein Rennzwischenfall war, sondern wegen eines Zuschauers, der offensichtlich den Radsport nicht mag. Die ganze Vorbereitung ist im Müll gelandet», machte Soler seinem Ärger über den Vorfall Luft.
Die ASO hat mittlerweile bekannt gegeben, keine rechtlichen Schritte gegen die Zuschauerin einzuleiten. Der Organisator der Tour de France hatte am vergangenen Samstag nach der Etappe noch erklärt, ein Exempel an der Zuschauerin statuieren zu wollen, um künftig solche Vorfälle, die von unvorsichtigen Fans ausgelöst werden, zu vermeiden. Laut «Reuters» wurde diese Absicht nun aber von dem Veranstalter widerrufen.