Bempflingen (rad-net) - Als neuer Radsportverband für Baden-Württemberg wollen die Radsportler im Südwesten Deutschlands künftig weiter an Einfluss gewinnen. Im Rahmen des Verbandstages in Bempflingen beauftragten die Delegierten des Württembergischen Radsportverbandes (WRSV) ihr Präsidium einstimmig, zielgerichtet entsprechende Verhandlungen mit dem Badischen Radsportverband aufzunehmen. Bei einem Zusammenschluss würde der neu entstehende Verband mit rund 33.000 Mitgliedern fast ein Viertel der Mitglieder des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in sich vereinen und zum größten Verband unter dem Dach des BDR werden, haben die Verantwortlichen ausgerechnet. Bisher ist der WRSV mit rund 18.600 Mitgliedern in mehr als 260 Vereinen der drittgrößte Verband im BDR. Geführt wird der Verband weiterhin von Günter Riemer, den die Delegierten ebenso im Amt bestätigten wie Karl Link als Vizepräsident für Olympische Sportarten sowie Klaus Maier als Vizepräsident für Hallenradsport. Alle drei sind nun für weitere vier Jahre im Amt.
Auch wenn die Mitgliederzahlen des Verbandes erstmals seit Jahren stagniert seien, zog Riemer eine positive Bilanz. Für Riemer sind aber die Vereine nun um so mehr gefordert, mit innovativen Ideen und Angeboten für den Radsport im Verein zu werben. Dabei komme es entscheidend auf die Angebote der Vereine insbesondere im Freizeitsport an. Für diese Ziele erhielt Riemer Rückendeckung durch die Vereine, um zum Beispiel durch erweiterte Ausbildungsinhalte die Voraussetzungen für entsprechende Angebote zu schaffen.
Ausdrücklich hob Riemer aber auch die bisherigen Verdienste der Vereine und der Aktiven hervor. «Das finanzielle Engagement vieler jungen Sportler und ihrer Familien ist bewundernswert», so Riemer. Um den Radsport auch für Sponsoren wieder interessanter zu machen, werde der Verband auch im Kampf für einen sauberen Sport nicht nachlassen. «Unser Kampf gegen Doping wird auch weiterhin geprägt sein von Prävention, Kontrollen und, wenn es sein muss, auch von Sanktionen», so Riemer. Um bereits bei Amateurrennen Anti-Doping-Kontrollen durchführen zu können, stimmten die Delegierten des Verbandstags einer zusätzlichen Gebühr bei Veranstaltungen zu.
Die hervorragende Nachwuchsarbeit des Verbandes und der Vereine werde auch durch die Kaderzugehörigkeiten und Erfolge unterstrichen. Im Hallenradsport komme nicht nur der größte Teil der Athleten aus Baden-Württemberg sondern meist auch die Weltmeister. Leider sei im Bahnradsport der Verlust der Stuttgarter Radrennbahn nicht ohne Folgen geblieben. Positiv habe sich dagegen die hauptamtliche Trainer-Struktur für den Bereich Mountainbike ausgewirkt, ähnliches sei auch für den BMX-Sport zu erwarten, so Riemer. Außerdem wurde das Team des Verbandes mit der Schaffung einer Vollzeitstelle eines Verbandsassistenten verstärkt. Hier wird sich Sportwissenschaftler Jochen Lessau verstärkt im Lehrwesen engagieren, das für den WRSV-Chef eine tragende Säule des Verbandes darstellt: «Ein gut organisiertes Aus- und Fortbildungssystem der Trainer und Betreuer ist die Basis für die Weiterentwicklung unseres Sports.»
Die wirtschaftliche Lage dafür sei gegeben, so Riemer. Mit seiner Entscheidung aus dem Jahr 2008, die Beiträge zum Januar 2009 zu erhöhen, hätten die Vereine Weitsicht gezeigt und zu einer stabilen Situation beigetragen. Eine weitere Verbesserung verspreche er sich durch einen einheitlichen Auftritt in Baden-Württemberg. Hier könne durch Kaderbildungen unter einem Verband mehr Leistungspotenzial gefördert werden, außerdem würden durch eine Fusion sowohl Ressourcen in der Verwaltung als auch im Ehrenamt frei, rechnete Riemer vor. Ein mittelfristig fruchtbares Zusammenwirken solle auf weitere Sicht den Weg zu einem gemeinsamen Verband ebnen.
In mehreren Projekten zeige die Ausdehnung der hauptamtlichen Tätigkeit des Verbandes schon deutliche Erfolge. So werden in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schulsport in diesem Jahr erstmals Bike-Pool-Meisterschaften für Schulen stattfinden. Außerdem werden acht Mountainbike-Wochenenden angeboten, der Verband ist Partner bei den Radrundfahrten «Tour de Ländle» und «Tour de Pamina» und vertritt die Interessen der Radsportverbände am «Runden Tisch Radfahren» des Innenministeriums des Landes Baden-Württemberg und beim Projekt «Mit dem Rad zur Arbeit», das von der AOK bundesweit gefördert wird.
Nachdem die Vorschläge aus den Reihen des Württembergischen Radsportverbandes für eine personelle und organisatorische Erneuerungen beim BDR im Rahmen der Bundeshauptversammlung des vergangenen Jahres nicht den durch den WRSV erhofften Erfolg gehabt hätten, blickt Riemer auch in der Zusammenarbeit mit dem Dachverband nach vorne: «Wir wollen mit unserer Kompetenz künftig in den Gremien des BDR besser vertreten sein». Es sei besser, aktiv zu gestalten, als über Zustände zu klagen, die man nicht wolle. Als Schwerpunkte nannte er die Bereiche Lehrwesen, Talentsuche und –findung, Funsportarten sowie Umweltschutz und den Freizeitsport.