Berlin/Brüssel (dpa) - Das italienische Radteam Lampre steht anscheinend im Mittelpunkt von Doping-Ermittlungen der italienischen Polizei.
Nach Hausdurchsuchungen bei den Lampre-Profis Alessandro Petacchi und Lorenzo Bernucci soll nach Informationen der «Gazzetta dello Sport» der Pferdetrainer Guidi Nigrelli im Fadenkreuz der Beamten stehen, die insgesamt gegen 54 Personen ermitteln. «Das ist ein Freund unseres Teamchefs Saronni - das reicht in Italien schon für Spekulationen. Ich habe Nigrelli nie im Team gesehen», sagte Lampre-Fahrer Danilo Hondo der Nachrichtenagentur dpa.
Der 36-Jährige hat sich nach Ablauf seiner Dopingsperre vor drei Jahren wieder in eine ProTour-Mannschaft vorgearbeitet. Der Wahlschweizer aus Cottbus, der mit einem beachtenswerten neunten Platz bei der Flandern-Rundfahrt auf sich aufmerksam gemacht hatte, sprach von «Sensationsjournalismus».
Die Anti-Doping-Ermittlungen der Behörden in der Lombardei sollen laut «Gazzetta dello Sport» auch zu der Wiener Blutbank Humanplasma führen. In einem Labor in der Ortschaft Mariana Montavana seien verbotene Dopingmittel hergestellt worden, die an bekannte Radprofis verkauft worden sein sollen. In den Sog der Untersuchungen seien Radprofis, Mediziner, Apotheker und Teammanager geraten, darunter auch Nigrelli. Die Ermittlungen sollen dem Bericht zufolge nach der Anzeige einer Frau in die Wege geleitet worden, die im Krankenhaus von Mantova arbeite. Sie soll die Polizei über den Handel mit verbotenen Mitteln informiert haben.
«Wir mussten bei Vertragsunterschrift unsere Hausärzte und Trainer angeben. Bei uns im Team herrscht ein strenges Anti-Doping- Reglement», sagte Hondo, der früher auch für die einschlägig bekannten Teams T-Mobile und Gerolsteiner fuhr. Der Sprinter, der bei Lampre als einer der Anfahrer für Topsprinter Petacchi geholt wurde, war nach langem juristischen Hickhack für zwei Jahre gesperrt worden. Bei ihm waren Spuren des Aufputschmittels Carphedon nachgewiesen worden.
Am Osterwochenende durchsuchten Beamte die Häuser von Bernucci und Petacchi. Beim ehemaligen T-Mobile-Fahrer Bernucci seien verschiedene Medikamente sichergestellt worden, beim früheren Milram- Kapitän Petacchi wurde nichts gefunden. «Das geht aus Unterlagen hervor, die mir die Polizei zustellte», sagte Petacchi. Er war wegen eines «nicht-negativen» Dopingtests auf das Asthma-Medikament Salbutamol beim Giro d'Italia 2007 für zehn Monate gesperrt und daraufhin vom Dortmunder Milram-Team entlassen worden war. «Für Ermittlungen reicht oft schon ein großer Name», sagte Hondo in Bezug auf Petacchi.
Bei Bernucci waren Blutverdünner und der gleiche Appetitzügler gefunden worden, der 2007 zu seinem Ausschluss aus dem T-Mobile-Team geführt hatte. Der Profi wäscht seine Hände in Unschuld: Nach Mitteilung von Lampre-Teamarzt Carlo Guardascione seien die Präparate für Bernuccis Bruder und seine Ehefrau bestimmt gewesen. Das bei ihm sichergestellte Medikament mit der Substanz Sibutramin war auch von dem rumänischen Fußballer Adrian Mutu benutzt worden. Dem Stürmer des Serie-A-Clubs AC Florenz droht deshalb eine Einjahressperre.