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Herzogin Kate (r) ist Marcel Kittel beim Trikotüberziehen behilflich. Foto: Kim Ludbrook
06.07.2014 13:00
Kittel lässt sich «Date» mit Kate nicht nehmen

Sheffield (dpa) - Zu einem Siegerküsschen von Herzogin Kate reichte es dann doch nicht. Aber auch so hatte sich die Rückkehr von Marcel Kittel auf das große Podium der Tour de France vollauf gelohnt.

Derart königlich das Gelbe Trikot übergestreift zu bekommen, war auch für den Seriensieger nach der Auftaktetappe der 101. Frankreich-Rundfahrt in Harrogate eine ganz neue Erfahrung. Er verkraftete den Verlust des Maillot Jaune am Sonntag locker, Kittel verlor im Ziel in Sheffield fast 20 Minuten auf seinen Nachfolger Vincenzo Nibali aus Italien. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht.

«Mit Kate auf dem Podium zu stehen war das gewisse Extra», berichtete Kittel vom Treffen mit der ganz in grün gekleideten Herzogin und den Prinzen William und Harry. Der Smalltalk bleibt «streng geheim», aber eines verriet Kittel dann doch: «Das sind ganz angenehme Leute, superlocker. Ich bin froh, dass ich das erleben durfte.»

Während sein gestürzter Rivale Mark Cavendish mit einer Schulterverletzung auf dem Weg ins Krankenhaus war und am Sonntag ausstieg, kostete der blonde Sympathieträger seinen nächsten großen Auftritt beim stimmungsvollen England-Gastspiel der Tour voll aus. Wie im Vorjahr holte sich der 26-Jährige mit seinem Auftaktsieg gleich das begehrte Maillot Jaune. «Ich wusste ja, wie es sich anfühlt. Das Gelbe Trikot aber das zweite Mal zu bekommen, ist noch schöner als beim ersten Mal», ergänzte Kittel, der im Vorjahr vier Etappen gewonnen hatte und zum neuen Sprintkönig aufgestiegen war.

So war der Champagner-Umtrunk mit den Kollegen vom Team Giant-Shimano im Mannschaftshotel Weetwood Hall schon obligatorisch, zur schweren Etappe am Sonntag trat der Thüringer mit einer extra in gelb-schwarz lackierten Rennmaschine an - seiner «neuen Prinzessin», wie Kittel twitterte.

Der Youngster ist ohne Zweifel ein Phänomen. Noch bei den deutschen Meisterschaften vor einer Woche trudelte Kittel mit Schmerzen im Bein abgeschlagen ins Ziel. Ein Bluff? Womöglich, denn die Form stimmt. «Ich bin so gut drauf wie im letzten Jahr», sagt der Ausnahmesprinter, der sich offensichtlich perfekt auf die Höhepunkte fokussieren kann. Bereits beim Giro d'Italia gewann er gleich die ersten beiden Sprints, ehe ihn eine fiebrige Erkältung zur Aufgabe zwang. Die nötige Härte holte er sich im Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada.

Bei seiner fünften großen Rundfahrt (Tour, Giro, Vuelta) hat er nun schon acht Tagessiege eingefahren, und das dürfte noch lange nicht das Ende gewesen sein. Denn der große Rivale Cavendish ist am Sonntag ausgestiegen. Bänderrisse in der Schulter und eine Verrenkung im Schultereckgelenk hatte sich der Ex-Weltmeister bei seinem Crash zugezogen. Am Samstag hätte aber wohl auch ein sturzfreier Cavendish den deutschen Überflieger nicht aufhalten können. Der Kreis der restlichen Rivalen ist überschaubar. André Greipel war durch den Sturz von Cavendish ohne Chance im Finale, vom neuen französischen Hoffnungsträger Arnaud Demare war nichts zu sehen.

«Und am Ende ist es wieder der Deutsche, der gewinnt», titelte das Tour-Organ «L'Equipe» am Sonntag auch mit Blick auf den deutschen Viertelfinalsieg bei der Fußball-WM gegen Frankreich treffend. Es werden bereits Hochrechnungen angestellt, was für Kittel alles noch möglich ist. Cavendish steht aktuell bei 25 Tour-Etappensiegen. Macht Kittel mit der Schlagzahl weiter, ist diese Marke irgendwann erreichbar. Sicher auch die deutsche Bestmarke von Erik Zabel mit zwölf Erfolgen.

Aktuell ist es für den hoch aufgeschossenen Blondschopf kein Thema. «Ziel war ein Etappensieg. Der Rest ist Zugabe.» Schöne Aussichten bei noch mehr als einem halben Dutzend anstehenden Massenankünften.

Trotz des Höhenflugs ist die Zukunft des niederländischen Kittel-Teams, in dem auch John Degenkolb fährt, weiter unklar. Hauptsponsor Giant hat nur einen Vertrag bis Ende 2014 unterschrieben und befindet sich seit einiger Zeit nach Team-Auskunft in Verhandlungen. «Es kommen immer mehr Anfragen. Die Situation ist ungeklärt - die Zeit drängt», sagte Jörg Werner, Manager der beiden Topstars aus der Giant-Shimano-Mannschaft. Vom 1. August an darf offiziell mit anderen Teams verhandelt werden.


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