Hamburg (dpa) - André Greipel hat einen dritten deutschen Sieg bei den Hamburger Cyclassics nur knapp verpasst. Beim Erfolg des Franzosen Arnaud Demare mangelte es dem Muskelpaket im Schlusssprint nach 245,9 Kilometern Kampf durch die Hamburger Hitze an Kraft.
«Mein Motor hatte ein paar Kühlungsprobleme», scherzte der Sprinter, der sich bei den 17. Cyclassics am Sonntag knapp dem Franzosen Arnaud Demare geschlagen geben musste. Greipel verpasste damit den langersehnten Heimsieg in der Hansestadt - seit Erik Zabels Erfolg 2001 konnte kein Deutscher mehr die Cyclassics für sich entscheiden. «Ich hatte heute nicht die Sprintleistung, die ich sonst abrufen kann», räumte der gebürtige Rostocker - mit drei Tageserfolgen einer der herausragenden Sprinter der diesjährigen Tour de France - ein.
Nach der langen Schinderei vor mehreren Hunderttausend Fans hatte er es auf der Mönckebergstraße noch einmal versucht, war am Ende des einzigen deutschen Eliterennens an Demare aber nicht vorbeigekommen. Der Fahrer vom Team FDJ feierte nach dem U23-Weltmeistertitel vom Vorjahr seinen bislang größten Erfolg als Rad-Profi. «Arnaud hat bewiesen, dass er ein guter Fahrer ist», sagte Greipel und ergänzte: «Ich kann mit meinem zweiten Platz zufrieden sein.»
Greipel hätte der dritte deutsche Hamburg-Sieger nach Jan Ullrich (1997) und Zabel werden können. Bei Temperaturen von bis zu 38 Grad Celsius sah es nicht schlecht aus für den 30 Jahre alten Fahrer vom Team Lotto-Belisol. Beim giftigen Anstieg hinauf auf den Waseberg am Elbufer hatte Greipel den Rückstand auf die Führenden in Grenzen gehalten, und sich so die Chance auf den Sprint erhalten. Da hatte dann aber Demare vom Team FDJ mehr Reserven. Tagesdritter wurde der Italiener Giacomo Nizzolo vom Rennstall RadioShack-Nissan.
Das Finish wurde von einem bösen Sturz überschattet, bei dem sich der Südafrikaner Daryl Impey verletzte und mit dem Krankenwagen weggebracht werden musste. Eine genaue Diagnose stand am Sonntagabend zunächst aus. Für Impeys Team Orica-GreenEdge war dies nicht der einzige bittere Rückschlag: Routinier Stuart O'Grady war früher im Rennen zu Sturz gekommen und hatte sich nach Angaben der Veranstalter das Schlüsselbein gebrochen. Für den 39-Jährigen könnte die Verletzung das Ende einer erfolgreichen Karriere bedeuten.
Nichts zu holen war für Sprint-Youngster Marcel Kittel. Vor allem der Parcours mit den vier Anstiegen auf den zwar nur 300 Meter langen, dafür aber 15 Prozent steilen Waseberg, erwies sich als zu schwierig. Der Thüringer vom Team Argos-Shimano hatte im Juli sein Tour-Debüt wegen Magen-Darm-Problemen und einer Knieverletzung vorzeitig beenden müssen. Schon am Morgen vor dem Start in Hamburg räumte er ein, nach diesem enttäuschenden Sommer und zuletzt einer schweren Eneco-Tour nicht topfit zu sein. «Die Chancen, dass ich um den Sieg mitsprinten kann, stehen bei 50:50», vermutete Kittel.
Bei zum Teil brütender Hitze hatten sich drei Ausreißer früh vom Feld abgesetzt. Der Schweizer Andreas Dietziker vom deutschen Team NetApp, RadioShack-Fahrer Jesse Sergent aus Neuseeland und der Slowene Gregor Gazvoda von Ag2R hielten das Feld lange auf Distanz. Das Trio fuhr damit sowohl bei der langen Schleife im Süden Hamburgs als auch beim kurzen Abstecher im Nordwesten nach Schleswig-Holstein vorneweg. Gut 60 Kilometer vor dem Ziel wurden die drei eingeholt.