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Sieben Jahre nach Marcus Burghardt jubelte mit John Degenkolb vom Team Giant-Shimano gestern wieder ein deutscher Radprofi in Wevelgem. Foto: TGS/Cor Vos
31.03.2014 12:34
Degenkolb fühlt sich nach taktischem Meisterstück «großartig» - Greipel trauriger Zeuge

Brüssel (dpa) - Während John Degenkolb über seinen Triumph bei Gent-Wevelgem jubeln durfte, musste André Greipel die vernichtende Diagnose im Krankenhaus zur Kenntnis nehmen: Doppelter Bänderriss in der Schulter - monatelange Wettkampfpause.

Der siegreiche Degenkolb hatte von Greipels Sturz nichts mitbekommen. An der Spitze einer etwa 40 Fahrer starken Gruppe hatte er sich zusammen mit dem bulligen Topsprinter über die letzten giftigen Anstiege gequält. Und diesmal lief es für den 25 Jahre alten Thüringer im Finale «100 Prozent besser» als vor einer Woche bei Mailand-San Remo, als ihn am Fuß des Poggio eine Reifenpanne gestoppt hatte.

«Das war wahrscheinlich einer der enttäuschendsten Momente meiner Karriere, aber jetzt habe ich das vergessen», sagte Degenkolb nach der 233 Kilometer-Schufterei mit Happy End. «Ich fühle mich großartig», schrieb er auf seiner Homepage.

Der Giant-Shimano-Kapitän lieferte ein taktisches Meisterstück ab und wies Peter Sagan, der zwei Tage zuvor den E3-Preis von Harelbeke gewonnen hatte, diesmal in die Schranken. Degenkolbs Teamkollege Koen de Kort brachte ihn an das Hinterrad des siegessicheren Slowaken. Im genau richtigen Moment scherte Degenkolb aus und holte sich nach seinen Erfolgen in Frankfurt, Hamburg und Tours den vierten Sieg in einem großen Eintagesrennen.

«Mein Timing im Sprint war perfekt. Ich war nicht zu früh und nicht zu spät», erklärte der Sieger. Sieben Jahre nach Marcus Burghardt jubelte damit wieder ein deutscher Radprofi in Wevelgem.

Vielleicht hält Degenkolbs Erfolgssträhne an: Am Sonntag folgt die Flandern-Rundfahrt und nicht nur Degenkolb hat gemerkt: «Meine augenblickliche Form ist ein gutes Zeichen für die nächsten großen Rennen.» Nach seinem Start in Frankfurt am 1. Mai legt er eine Pause ein und bereitet sich intensiv auf die Tour de France vor, bei der sich Degenkolb endlich den ersten Etappensieg sichern will. Im Vorjahr war Sagan in Albi kurz vor ihm über den Zielstrich gesprintet und hatte den gebürtigen Geraer tief gefrustet.

Den Jubel John Degenkolbs nach seinem Triumph in Wevelgem noch im Ohr, musste André Greipel die vernichtende Diagnose im Krankenhaus zur Kenntnis nehmen: Schultereckegelenktssprengung, monatelange Zwangspause. Er wurde noch in der Nacht operiert, eine eingesetzte Spezialplatte fixiert den Halteapparat zwischen Schulter und Schlüsselbein. Ein Sturz acht Kilometer vor dem Ziel hatte den deutschen Straßenmeister bei der 76. Austragung des belgischen Klassikers Gent-Wevelgem aus allen Siegträumem gerissen.

«Die Beine waren da, die Mannschaft war da, die Chance war da - und dann lag dann das Fahrrad da: keine Möglichkeit, den freien Flug zu verhindern», schilderte Greipel die Unfall-Situation, als er über das Rad des vor ihm zu Fall gekommenen US-Profis Tyler Farrar gestürzt war. Zum Schluss seiner Mitteilung vergaß er nicht, Degenkolb für seinen taktischen Coup zu gratulieren.

Zumindest das Frühjahr ist für Greipel gelaufen, wie sein Team mitteilte. Nach seinem Sturz hatte er sich in seinem Mannschafts-Fahrzeug noch von Teamchef Herman Frison ins Ziel bringen lassen. Dort war er trauriger Zeuge des Trubels um Degenkolb, bevor es für ihn Richtung Krankenhaus ging. «Wie lange er ausfällt, weiß er im Moment selber nicht - das ist alles großer Mist», sagte am Montag Greipels Teamkollege und beste Kumpel Marcel Sieberg.

Greipel erleidet Sprengung des Schultereckgelenks - Aus für Frühjahrsrennen

Degenkolb jubelt nach Sieg bei Gent-Wevelgem

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