Nürnberg (dpa/rad-net) - Der Waliser Geraint Thomas hat die Bayern-Rundfahrt gewonnen und damit seinen zweiten Erfolg nach 2011 eingefahren.
Der Radprofi vom Team Sky verteidigte auf der Schlussetappe nach Nürnberg sein Gelbes Trikot des Gesamtführenden, das er sich Tags zuvor dank eines überzeugenden Erfolgs im Einzelzeitfahren übergestreift hatte. Der 28-Jährige verwies am Ende den Schweizer Mathias Frank vom Rennstall IAM Cycling und seinen Teamkollegen Wassil Kirjienka aus Weißrussland auf die Plätze zwei und drei.
Thomas geht mit dem Bayerischen Löwen als Ehrenpreis des Ministerpräsidenten jetzt mit viel Rückenwind in die nächsten Rennen: «Das war eine wirklich gute Woche hier für mich. Das Team hat hart gearbeitet und es ist sehr schön, den Sieg geholt zu haben. Das gibt mir Selbstvertrauen mit Blick auf die Tour de France.»
Die Abschlussetappe über 159,6 Kilometer von Wassertrüdingen nach Nürnberg gewann Sam Bennett. Der irische Fahrer vom Team NetApp-Endura setzte sich auf dem Frauentorgraben im Sprint durch. «Dieser Etappensieg war extrem wichtig für unser Team. Wir sind hier angetreten, um unser Bestes zu geben - und jetzt natürlich glücklich, dass es auf den letzten Drücker noch mit dem Etappensieg geklappt hat», sagte Bennett, der auch die Sprintwertung der Bayern Rundfahrt für sich entschied.
Bester Deutscher in Nürnberg, wo rund 30.000 begeisterte Fans die Profis empfingen, war Phil Bauhaus vom Team Stölting, der schon in Neusäß mit Platz vier überzeugt hatte. In der Gesamtwertung belegte Christian Knees als bester deutscher Fahrer nach 787,9 Kilometern durch den Freistaat Platz 14.
«Wir haben die Rundfahrt gewonnen, dazu noch den dritten Platz und die Teamwertung geholt und ich selbst bin 14. geworden. Wir können als Team eigentlich nicht mehr erreichen hier», sagte Christian Knees, 2008 selbst noch Gesamtsieger in Bayern, zufrieden.
Festzuhalten bleibt: Für die heimischen Starter sprang trotz hoher Erwartungen bei der wichtigsten Rundfahrt in Deutschland kein Top-Rang heraus. Die Lokalmatadoren um Altmeister Jens Voigt konnten auf den insgesamt 784 Kilometern durch Niederbayern, das Chiemgau, Schwaben und Franken nur punktuell glänzen - Voigt selbst etwa mit seinem 213 Kilometer langen Ausreißversuch zwei Tage zuvor («Ich gegen alle, ich gegen das Feld - der Klassiker sozusagen»), dem wenige Kilometer zum Happy End fehlten.
Auf der letzten Etappe probierte es der Oldie noch einmal mit einem Fluchtversuch auf den letzten Runden durch die Altstadt von Nürnberg - an der Seite des jungen Argentiniers Eduardo Sepulveda reichte es für Voigt aber gegen das heranrauschende Hauptfeld nicht zum finalen Coup.
Am Vortag hatte es der Berliner im Kampf gegen die Uhr noch «relativ easy» angehen lassen, wie er einräumte. «Ich habe gemerkt: Vollgas macht keinen Sinn», erklärte der Trek-Fahrer. Für Voigt war die 35. Ausgabe der Rundfahrt das letzte Rennen im Freistaat - am Jahresende will Voigt die Karriere beenden. Dass er kaum Chancen auf den vierten Gesamtsieg nach 2000, 2001 und 2004 hatte, war ihm selbst klar.
Andere rechneten sich schon mehr aus, etwas Linus Gerdemann vom Team MTN Qhubeka. Der Sieger von 2009 konnte aber weder bei der Bergetappe am zweiten Tag noch dem Zeitfahren mit den Besten mithalten. Am Ende sprang nur ein «halber» Etappensieg für die Hausherren heraus, und zwar zum Auftakt durch den für Australien fahrenden Freiburger Heinrich Haussler.
In Bayern starteten einige Teams in die direkte Vorbereitung auf die Tour de France. Der deutsche NetApp-Rennstall, der im Juli in Frankreich sein Debüt auf der größten Radsport-Bühne geben wird, zog schon vor dem Sprinterfolg Bennetts ein positives Fazit. Top-Fahrer Leopold König überzeugte mit seinem dritten Platz auf der schwierigen zweiten Bergetappe hinauf auf die Winklmoos-Alm. «Im Hinblick auf die Tour de France stimmt uns seine Leistung und seine Form sehr optimistisch», sagte Sportdirektor Enrico Poitschke.
In der Berg- und Nachwuchswertung gab es auf der Finaletappe wie im Kampf um das Gelbe Trikot keine Veränderungen. Der 29-jährige Kanadier Christian Meier vom Team Orica GreenEdge ist der beste Kletterer der Bayern Rundfahrt, die Nachwuchswertung entscheidet der französische Tour-Etappensieger Thibaut Pinot aus der FDJ-Mannschaft für sich.