Neuwied (dpa) - Nach seinem Gang durch die Talsohle des Radsports will Stefan Schumacher wieder hoch hinaus. Seinen Doping-Skandal hat der Nürtinger abgehakt - lieber wendet er sich ganz forsch großen Zielen zu: Die Rückkehr zur Tour de France.
Schon im nächsten Jahr hofft der 29-Jährige, wieder dort am Start zu sein, wo er 2008 mit zwei Zeitfahrsiegen für Paukenschläge gesorgt hatte, ehe er bei einer Nachkontrolle des CERA-Dopings überführt worden war. «Natürlich» wolle er sich im nächsten Jahr wieder auf die «Große Schleife» wagen, sagte Schumacher bei den deutschen Meisterschaften und witzelte: «Am besten auch schon dieses Jahr, aber das wird wahrscheinlich eng.»
Nach Dopingfund, Rausschmiss beim Team Gerolsteiner, juristischem Streit, Sperre und schließlich der Rückkehr in den Radsport-Zirkus tritt Schumacher wieder gelassen auf. Entspannt lehnte er sich im rheinland-pfälzischen Neuwied gegen sein Rad, plauderte mit den Journalisten und ließ sich die Sonne auf den kahlen Schädel scheinen. Minuten zuvor hatte ihn ein platter Reifen im Zeitfahren um eine Überraschung gebracht. Zum ersten Mal nach der Doping-Enthüllung 2008 war er bei den nationalen Meisterschaften am Start.
«Ich bin zufrieden», verriet Schumacher, «es geht bergauf.» Vier Saisonsiege fuhr er für seinen drittklassigen italienischen Rennstall Miche-Guercotti bislang ein, allerdings bei kleinen Rundfahrten in Asturien und im Iran. Bald soll damit Schluss sein, so schnell wie möglich will Schumacher wieder bei der Elite mitmischen. Ob er es noch einmal in die WorldTour schafft? «Davon gehe ich aus!»
Sein Vertrag bei Miche läuft bis Saisonende, danach wäre er frei für einen Top-Rennstall. Seine Manager strecken bereits die Fühler aus, wie Schumacher andeutete. «Ich konzentriere mich auf die Rennen, die ich fahre. Außerdem muss man einfach cool bleiben.»
Auch wenn sich Schumacher geläutert gibt und seine Doping- Testergebnisse im Internet veröffentlicht («Ich habe mein Statement abgegeben»), dürfte die Rückkehr zu einem Topteam schwer werden. Mit seinen positiven Befunden auf das Blutdopingmittel CERA bei der Tour 2008 und auch bei den Olympischen Spielen im selben Jahr war der Ruf Schumachers, der im September 2010 sein Comeback gab, ruiniert. Schon davor hatte er in seiner Karriere diesbezüglich mehrfach für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt.
Daher bleibt dem Schwaben momentan nichts anderes übrig, als die Tour aus der Ferne zu beobachten. Wenn die Rundfahrt 2. Juli auf der Passage du Gois bei Noirmoutier am Atlantik zum 98. Mal gestartet wird, «schaue ich aber nicht wehmütig nach Frankreich». Seine Frau habe unter der Woche Geburtstag, und dieser werde nachgefeiert. «Ich werde die Tour verfolgen, klar, und schau sie mir gerne im Fernsehen an. Aber lieber will ich auch bald mal wieder dabei sein.»