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Jan Ullrich steht im Mittelpunkt der Doping-Ermittlungen.
15.09.2006 13:37
Ullrich von Hausdurchsuchung «tief betroffen»

Scherzingen/Berlin (dpa) - Jan Ullrich hat seine Flitterwochen abgebrochen. «Von den Durchsuchungen und Beschlagnahmungen sind meine Frau Sara und ich tief betroffen», erklärte Ullrich auf seiner Internetseite nach der Durchsuchung seines Hauses durch das Bundeskriminalamt.

«Vor dem Hintergrund der Ereignisse» habe er seinen Urlaub beendet und sei «nach Hause gefahren», stellte der ehemalige Tour-de-France-Sieger fest. Der gestürzte Radstar hat seine Rechtsanwälte damit beauftragt, den Fall mit der Staatsanwaltschaft in Bonn zu erörtern.

Bei der Durchsuchung seiner Scherzinger Villa hatten die Ermittler auch DNS-Spuren des unter Doping-Verdacht stehenden Radprofis genommen. In den nächsten Wochen sollen die Spuren mit Merkmalen jener Blutbeutel verglichen werden, die die spanischen Behörden Ullrich zuordnen. Sie waren im Mai in einem Appartement des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gefunden worden. Ullrich hat sich bislang stets geweigert, einen DNS-Test zu machen und damit die Verdächtigungen gegen ihn genährt. Derzeit ist unklar, ob ein Vergleichstest in Deutschland oder Spanien vorgenommen wird.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, sollen die Ermittler der Staatsanwaltschaft Göttingen von Ullrichs früherem Arbeitgeber T-Mobile umfangreiche Unterlagen erhalten haben. Aus den Papieren gehe hervor, dass der Ende 2003 mit dem Radprofi geschlossene Vertrag schon bei einem bloßen Dopingverdacht aufgelöst werden konnte. In den T-Mobile-Unterlagen werde Ullrich, so die Zeitung, als «labiles Genie» bezeichnet.

Auch auf den deutschen Chefarzt, der nach Informationen der spanischen Ermittler den Doping-Ring von Fuentes mit Präparaten versorgt hatte, nimmt der Druck zu. Sein Arbeitgeber gab bekannt, dass man sich von ihm trennen wolle.

Der gleichfalls in den Skandal verwickelte Olympiasieger Tyler Hamilton sieht sich vor Ablauf seiner zweijährigen Doping-Sperre am 22. September mit neuen Ermittlungen durch den amerikanischen Radsport-Verband konfrontiert. Der Verband folgt damit einer Forderung des Weltverbandes UCI, der seine Erkenntnisse zur Verwicklung des früheren Phonak-und CSC-Kapitäns in den Dopingskandal an die Amerikaner weitergeleitet hat. Hamilton war vor zwei Jahren wegen des Dopings mit Fremdblut von der UCI für zwei Jahre gesperrt worden. Der Ermittlungsgruppe der spanischen Guardia Civil liegen Erkenntnisse vor, die eine Zusammenarbeit Hamiltons mit Fuentes belegen.

Unter Berufung auf diese Unterlagen hatte die Kopenhagener Zeitung «Politiken» Passagen aus Hamiltons «Doping-Tagebuch» zitiert, das die Ermittler sicherstellten. Daraus geht hervor, dass der US-Profi an 114 von etwa 200 Tagen der Saison 2003 mit dem Ausdauermittel EPO, Wachstumshormonen, Testosteron und Insulin gedopt gewesen ist. Den Unterlagen soll auch eine Rechnung von Fuentes über 54 060 Dollar beiliegen, die Hamiltons Gattin Haven Parchinski für Doping-Präparate bezahlt haben soll.

In der größten Krise des Welt-Radsports kündigte CSC-Teamchef Bjarne Riis, der zu aktiven Zeiten auch mit Doping in Verbindung gebracht wurde, das «weltweit beste Doping-Kontrollprogramm» an, das im kommenden Jahr vorgestellt werden soll. In der nächsten Saison soll der anerkannte dänische Anti-Doping-Experte Rasmus Damsgaard zum Profiteam CSC, für das auch der Berliner Jens Voigt fährt, gehören. «Wir bereiten ein Antidoping-Programm vor, über das noch alle staunen werden. Es wird das weltbeste Programm sein, das es je im Sport gab», kündigte Riis bei der Vuelta an.


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