Kopenhagen (dpa) - Bjarne Riis macht sich auf das Schlimmste gefasst: Falls sein neuverpflichteter Topfahrer Alberto Contador gesperrt wird, hat der Däne schon eine Alternative in petto.
«Ich muss an einen Plan B denken, aber was er beinhaltet, werde ich jetzt und heute nicht sagen», erklärte der Teamchef der dänischen Saxo-Bank-Sungard-Mannschaft dem Internetanbieter «Sporten.dk». Seinem prominenten Neuling droht nach dem positiven Clenbuterol- Befund ein Fahrverbot und die Aberkennung des dritten Tour-de-France-Sieges. «Wir müssen darauf warten, wie die UCI entscheidet», sagte Riis mit Blick auf das bevorstehende Contador-Urteil des Weltverbandes UCI.
Der Däne scheint Gerüchten nicht zu glauben, nach denen die UCI mit Contador bereits intern eine milde Drei-Monats-Sperre ausgehandelt hat. Der 27-jährige Spanier behauptet, verseuchtes Fleisch sei der Grund für seine positive Analyse.
Der ehemalige Riis-Schützling Jens Voigt wollte sich an den Spekulationen über den Umfang einer möglichen Bestrafung des spanischen Radprofis nicht beteiligen, gab aber zu bedenken: «Bei positiver A- und B-Probe bleibt ja eigentlich nichts anderes übrig, als eine Sperre». Der 39-Jährige wartet wie viele seiner alten und neuen Teamkollegen darauf, dass das neue luxemburgische Radteam um die Schleck-Brüder und Olympiasieger Fabian Cancellara an die Öffentlichkeit tritt.
«Wahrscheinlich passiert es in den nächsten zwei Wochen - sie wollen wahrscheinlich erst alle Unterschriften, die Trikots und alles unter Dach und Fach haben», sagte Voigt der Nachrichtenagentur dpa. Der Berliner hat bei dem Team einen Einjahresvertrag unterschrieben und beginnt Anfang November mit dem Training für die neue Saison, in der er wieder «ein europäisches Vorbereitungsprogramm» bevorzugen und auf die Australien- und die Kalifornien-Rundfahrt verzichten will. Sollte die Form stimmen, könnte er sich im kommenden Juli auch seine 14. Tour-Teilnahme vorstellen. Sogar eine Vertragsverlängerung schloss Voigt nicht aus: «Ich habe noch Biss.»
Riis, der mehr als zehn Jahre nach seinem Toursieg von 1996 eine Dopingbeichte abgelegt hatte, stehen schwere Zeiten bevor. Nach der Unterschrift Contadors im August, die auch den alten Sponsor bei der Stange hielt, schien der Däne den Weggang fast seiner gesamten Elite verkraften zu können. Jetzt rächt sich diese Sorglosigkeit. 2011 könnte für Riis, der zuletzt 2008 mit Carlos Sastre den Toursieger stellte, ein bitteres Jahr werden.
Denn fast zwei Drittel der 37 Siege in diesem Jahr gingen auf das Konto jener Fahrer, die das Team jetzt Richtung Luxemburg verließen. Dort wollen Sponsoren unter der Regie von Riis' früheren Führungskräften Kim Andersen und Bryan Nygaard neu starten. «Im Moment ist es schwer, aber ich habe keine Wahl», sagte Riis. In dem Belgier Nick Nuyens hat er bisher nur einen vielversprechenden Fahrer fest für 2011 unter Vertrag.