Berlin (dpa) - Mit harschen Worten hat der Chef des Welt- Rad-Verbandes (UCI) die nächste Runde im Dauerstreit mit dem Vorsitzenden der französischen Anti-Doping-Agentur (AFLD) eingeläutet.
UCI-Präsident Pat McQuaid reagierte allergisch auf die Kritik von AFLD-Chef Pierre Bordry an den angeblich ineffektiven Dopingkontrollen des Weltradsportverbandes: «Bordry erzählt nur Mist und muss weg. Wir überlegen, rechtlich gegen ihn vorzugehen», sagte McQuaid der Nachrichtenagentur dpa.
In einem Beitrag des ZDF-Magazins «Frontal 21» hatte Bordry der UCI unter anderem vorgeworfen, dass Zeitpunkt und Art und Weise der Tests für die Fahrer vorhersehbar seien. Bordry wolle den Radsport kaputtmachen, meinte der UCI-Boss. «Besonders in Deutschland hat der Radsport Schwierigkeiten wegen der kritischen Doping- Berichterstattung - und ausgerechnet dort gibt Bordry solch ein Interview», erregte sich der Ire.
Bordrys Vorwürfen stellte McQuaid Statistiken entgegen: «2007 hat die UCI 1500 Kontrollen außerhalb der Wettkämpfe vorgenommen, 2009 waren es insgesamt 9000. Das sind 25 Tests pro Tag. Bei der kommenden Tour werden wir die Tests im Vergleich zum Vorjahr weiter ausweiten», erklärte der UCI-Chef aus Dublin. Die Bilanz der AFLD sei dagegen weniger beeindruckend: «Die haben in Frankreich im Vorjahr 389 Bluttests vorgenommen, und das in allen Sportarten zusammen.»
Laut McQuaid werde es bei der kommenden Frankreich-Rundfahrt keinerlei Kooperation zwischen AFLD und UCI wie etwa im Vorjahr geben. «Wir arbeiten mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zusammen - mit keiner anderen Agentur. Die Fahrer müssen wissen, woran sie sind, wer zuständig ist», sagte der UCI-Präsident. Da widersprach Bordry postwendend und erklärte eigene, AFLD-Kontrollen seien in Absprache mit der WADA zusätzlich möglich. Von dieser Gelegenheit wolle er bei der Tour Gebrauch machen.
Wegen Querelen mit der Tour-Organisation war die UCI 2008 nur Zuschauer bei den Doping-Kontrollen, die von der AFLD vorgenommen worden waren. Der Erfolg der Fahnder aus Frankreich vor zwei Jahren war durchschlagend: Bordrys Truppe entlarvte namhafte Fahrer. Darunter waren die inzwischen gesperrten Gerolsteiner Profis Stefan Schumacher und Bernhard Kohl, dessen Strafverfahren in Wien wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetzes am Donnerstag eingestellt wurde, und der populäre Italiener Riccardo Ricco. Alle hatten CERA- Blutdopingmittel eingenommen.
Vor der Tour 2008 habe die AFLD 70 Trainingskontrollen angeordnet. Quantitativ sei die UCI in diesem Jahr laut McQuaid schon weiter. Eine «große Anzahl» der 198 Tour-Starter müsse sich in den kommenden Wochen auf mindestens zwei kombinierte Urin- und Bluttests gefasst machen. 50 Top-Fahrer würden vor dem Tour-Start am 3. Juli in Rotterdam noch öfter getestet, kündigte McQuaid an. Der Ire wollte auch nicht ausschließen, dass vor der Frankreich-Rundfahrt - wie vor dem Giro d'Italia - Auswertungen der sogenannten Blutpässe der Fahrer zu Konsequenzen führen könnten.
Allerdings ist immer wieder die Qualität der Tests der Knackpunkt. Der Spanier Alejandro Valverde, im Vormonat für zwei Jahre gesperrt, war trotz vieler Kontrollen («Ich bin der am meisten getestete Athlet der Welt») niemals mit einem positiven Wert aufgefallen. Nur mit einem Trick konnte er per DNA als Kunde des mutmaßlichen Doping- Arztes Eufemiano Fuentes enttarnt werden. Seiner Verurteilung durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS war ein jahrelanger und kostspieliger Verhandlungsmarathon vorausgegangen.