Valkenburg (dapd/rad-net) - Auch 46 Jahre nach dem Triumph von Rudi Altig geht das lange Warten auf einen deutschen Straßenrad-Weltmeister unvermindert weiter, stattdessen hat sich Philippe Gilbert nach dem Showdown auf dem Cauberg die Krone aufgesetzt. Der große Favorit aus Belgien holte sich nach 267 Kilometern bei der WM im niederländischen Valkenburg als Solist den Titel vor dem Norweger Edvald Boasson Hagen und dem Spanier Alejandro Valverde. Die deutsche Trumpfkarte John Degenkolb verpasste beim größten europäischen Sportereignis dieses Herbstes, an der Strecke feierten rund eine halbe Million Menschen das Rennen, die Medaille als starker Vierter hauchdünn.
«Das ist bitter. Man bekommt nicht oft die Chance, Weltmeister zu werden. Dass ich die Attacke von Gilbert nicht mitgehen kann, war klar, aber ich hätte gerne eine Medaille mitgenommen», sagte Degenkolb, der bei aller Enttäuschung vor allem die deutsche Teamarbeit lobte: «Es ist ein bisschen ärgerlich im Moment, aber wir hatten vorher ja schon gesagt, dass wir mit einer Platzierung in den Top Ten zufrieden wären. Als Vierter ist man aber der erste Verlierer, andererseits gibt mir meine Leistung eine große Motivation für das nächste Jahr. Aber natürlich hätte ich dieser Mannschaft, die so toll gearbeitet hat, gern eine Medaille zurück gegeben. Wir haben gezeigt, dass wir ein Rennen gestalten können und keine Luschen sind.»
Damit gingen für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die Titelkämpfe mit zwei Goldmedaillen für Tony Martin (Cottbus) und Judith Arndt (Leipzig) sowie einmal Bronze für Junior Maximilian Schachmann (Berlin) in den Einzelzeitfahren zu Ende. In den Straßenrennen gab es dagegen keine Podestplätze. Auch nicht für Arndt, die am Samstag mit einem achten Platz nach 21 Jahren Abschied von der Radsport-Bühne genommen hatte.
«Ich kann das gar nicht glauben. Die Mannschaft ist sehr gut gefahren und wir haben den Titel verdient», sagte Gilbert, der im Vorjahr das Amstel Gold Race am Cauberg mit einem ähnlichen Antritt gewonnen hatte: «Ich habe eine Lücke gesehen und habe dann voll durchgezogen. Jetzt bin ich Weltmeister, das war mein Traum.»
Zuvor konnten Judith Arndt und Tony Martin konnten ihre Titel im Einzelzeitfahren erfolgreich verteidigen, bei den Junioren eroberte sich der Berliner Max Schachmann Bronze im Zeitfahren. «Wir haben auf zwei Medaillen gehofft, darum können wir mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein», zog Delegationsleiter und BDR-Vize-Präsident Udo Sprenger eine erste Bilanz.
«Im Straßenrennen der Männer haben wir mit Degenkolbs viertem Platz nur ganz knapp eine Medaille verpasst. Aber in diesem Rennen haben die Jungs absolut überzeugt und eine hervorragende Mannschaftsleistung gezeigt», lobte Sprenger, der auch die übrigen Rennklassen in seiner Bilanz nicht unerwähnt ließ. «Die Junioren waren sehr offensiv, lediglich die U23 konnte im Finale nicht mithalten. Die Frauen hatten Pech. Der Defekt von Trixi Worrack kam genau zu der Zeit, als Marianne Vos die Attacke initiierte. Bis unsere Frauen wieder Anschluss gefunden hatten, war die Entscheidung gefallen. Charlotte Becker, die von Beginn an für Tempo gesorgt hat, konnte im Finale leider nicht mehr mithalten», meinte Sprenger.