Porrentruy (dpa) - Die ganz besondere Leidenszeit Tony Martins bei der 99. Tour de France soll sich am Montag auszahlen. Nach seinem Kahnbeinbruch vor acht Tagen klammert sich der Wahl-Schweizer an den Termin des 41,5 Kilometer langen Zeitfahrens in Besancon.
«Ich bin motiviert ohne Ende», verkündete er. «Die komplette Woche war ein einziges Problem. Aber ich brauche diesen Test. Es wird das letzte Zeitfahren vor Olympia sein, um zu sehen, mit welcher Position ich mit der Verletzung am besten zurecht komme», sagte der Weltmeister.
Im Kampf gegen die Uhr will er sich erstmals ohne Spezialschiene aufs Rad setzen, nur zwei dünne Platten unter dem Handschuh sollen ihn an die Verletzung erinnern. «Das wird ein sehr gefährlicher Tag», meinte Teamarzt Helge Riepenhof, «aber wir haben die gesamte Strecke gefilmt und kennen alle Ecken.» Auf dem anspruchsvollen Kurs seien die Abfahrten das größte Problem für Martin.
Mit einer Kunststoffmanschette an der gebrochenen linken Hand war Martins Fahrt durch Frankreich bisher ein einziger Kampf gegen Höllenschmerzen. Aber er wollte um jeden Preis durchhalten. «Nach dem Zeitfahren am Abend werden wir uns zusammensetzen und entscheiden, wie es weiter geht», meinte der Omega-Fahrer. Dass er das Tour-Ziel Paris nicht erreichen wird, ist klar. Was er am Montag und in London trotz des enormen Handicaps zu leisten imstande ist, nicht.
«Auf keinen Fall bin ich Favorit, ich habe schließlich einen Knochenbruch», erklärte er im Hinblick auf die sehr anspruchsvolle Strecke zwischen Arc-et-Senan und Besancon. «Er will auf Sieg fahren», sagte sein Teammanager Patrick Lefevere.
Martin und der Teamarzt Riepenhof waren mit der Parole «Weiterfahren» nach dem folgenschweren Sturz am ersten Tour-Sonntag ein hohes Risiko eingegangen. Wenn sich der nur durch eine Kunststoffmanschette fixierte Bruch verschiebt, müsste Martin operiert werden und er könnte London abhaken. Bisher hielt die Fraktur den außergewöhnlichen Anforderungen stand. «Die Heilung eines solchen Bruches dauert normalerweise zwölf Wochen», meinte Riepenhof.
Gold in London: Auf dieses Ziel hatte Martin seine gesamte Saison ausgerichtet. Aber 2012 war mit dem schweren Trainingssturz im April an seinem Schweizer Heimatort und dem Tour-Crash bisher nicht sein Glücksjahr. Vielleicht brechen schon am Montag für Polizeimeister Martin bessere Zeiten an.