Grenoble (rad-net) - Nach seinem miserablen Start hat sich Tony Martin bei der Radrundfahrt Dauphiné Libéré mit einem Zeitfahrsieg zurückgemeldet. Über 42,5 Kilometer in Grenoble distanzierte der Wahl-Schweizer vom Team HTC-Highroad im Regen die Konkurrenz und feierte seinen vierten Saisonerfolg im Kampf gegen die Uhr. In diesem Jahr hatte Martin bereits Zeitfahren bei Paris-Nizza und der Baskenland-Rundfahrt gewonnen. «Ich habe einen guten Rhythmus gefunden und es lief alles gut», so Martin. «Es war ein guter Test für mich, das hat Selbstvertrauen für die Tour de France gegeben.»
Martin lag nach knapp einer Stunde Fahrzeit elf Sekunden vor dem Engländer Bradley Wiggins vom Team Sky ProCycling, der vor zehn Tagen noch das Zeitfahren der Bayern Rundfahrt gewonnen hatte, und 43 Sekunden vor dessen Teamkollegen Edvald Boasson Hagen. In der Gesamtwertung übernahm Wiggins Rang eins von Routinier Alexander Winokurow. Der Astana-Kapitän enttäuschte und rutschte im Klassement sogar auf Platz vier zurück.
Das Einzelzeitfahren mit Start und Ziel in Grenoble war einer von Martins wichtigsten Tests vor der in gut drei Wochen beginnenden Tour de France. Die Strecke in Grenoble war identisch mit der des zweiten Zeitfahrens der Frankreich-Rundfahrt am vorletzten Tour-Tag. Martins wohl größter Rivale bei der Tour - Weltmeister und Olympiasieger Fabian Cancellara aus der Schweiz - ist bei der Dauphiné nicht am Start. «Klar werden bei der Tour noch ein paar andere Namen am Start sein, aber ich hoffe, dass ich dann auch noch ein bisschen schneller fahren kann», so Martin. «Dieser Sieg war sehr wihtig für mich, denn er zeigt, dass die Form für Juli langsam aber sicher immer besser wird. Zuletzt hatte ich vier Wochen Rennpause und die ersten Tage zurück im Rennen waren wirklich hart, aber jetzt fühle ich mich richtig gut.»
Der Erfurter John Degenkolb, der am Dienstag seinen ersten Sieg bei der WorldTour gefeiert hatte, lag mehr als viereinhalb Minuten hinter Martin. Vor dem Etappenstart hatte der 22-Jährige erklärt, trotz seines Erfolges nicht an die Tour de France zu denken. «Dafür bin ich noch zu jung. Es wäre wohl auch nicht gut, mich jetzt schon dort an den Start zu schicken», sagte HTC-Profi Degenkolb.